18.01.2009: Si el tiempo no te gusta...

...espere 15 minutos, so lautet ein örtliches Sprichwort: "Wenn Dir das Wetter nicht gefällt, dann warte 15 Minuten". :-)
An meinem ersten Tag auf der Isla Navarino stimmte dieses Sprichwort noch; bei der heutigen Tageswanderung sollte es etwas anders kommen...

8:30 Uhr gibt es Frühstück, Patrick und ich wollen zu einer Tageswanderung bis zum Fuss der höchsten Erhebung der Insel, den "Dientes de Navarino", aufbrechen. Der Weg soll uns zuerst über den "Cerro de Bandera" ("Flaggengipfel", tatsächlich weht hier die chilenische Flagge), dann über den "Rio sin nombre", weiter oberhalb der Baumgrenze zur "Laguna de salto" kurz vor den Dientes, führen. Dann wollen wir entlang des Flusses durch den Wald wieder zurück. Laut Julio soll das gemächlichen Schrittes in etwa 8h machbar sein.
Der erste Aufstieg bis auf 550m war zwar sportlich, aber recht einfach, auf gut beschilderten, ausgetretenen Pfaden. Julio beschrieb uns den weiteren Weg so: "Wenn Ihr an der Flagge angekommen seid, sucht anschliessend nach Steinen mit weissen Pfeilen, die Euch den Weg zu einem rot markierten Pfad weisen." Das war dann schon nicht mehr so einfach. Und der rot markierte Weg war definitiv nichts für Anfänger, führte er doch teils durch Schnee, teils durch Geröllhalden an steilen Abhängen und am Ende des Hinwegs einen wahrscheinlich 45 Grad steilen Abhang mit Steinen und Felsen hinunter. Dafür wird man entlang des Weges mit traumhaften, stetig wechselnden Aussichten auf die Berge, die Seen, Wald, Meer und Feuerland belohnt. Und zweimal kommt sogar mein Kompass zum Einsatz. DAS ist Bergwandern ganz nach meinem Geschmack!

An der Laguna de Salto angekommen, verweilen wir eine Zeitlang und geniessen die abgeschiedene Umgebung. Einziges Zeichen der entfernten Zivilisation ist das Geräusch eines Jets, der vermutlich von Ushuaia nach Punta Arenas unterwegs ist. Ansonsten rauschen hier nur das Wasser und die Bäume, deren Grenze wir inzwischen wieder erreicht haben.

Blick von der Geröllhalde auf die Laguna del Salto

Und dann beginnt der unerwartet unangenehme Teil: Die Rückwanderung durch den Wald und die Moore wird eine feuchte und rutschige Angelegenheit. Hatte ich schon erwähnt, dass die modernen Vibram-Sohlen extrem schlecht auf nassem Holz und und Gestein haften? Beim Rest der Wanderung waren die Schuhe sehr trittsicher, aber jetzt verliere ich ständig den Halt unter den Füssen. Patrick geht es nicht viel besser, einmal macht sein Hosenboden Bekanntschaft mit dem Waldboden. Es regnet inzwischen in Strömen, während ich mit meinem rechten Bein bis zum Knie in einem Schlammloch stecke. Da hilft auch kein Gore-Tex mehr, der Schuh ist voll. NA TOLL.
Das und die gefühlten 256 umgestürzten Bäume, die unseren Weg versperren, lassen den Rückweg zu einer langsamen Angelegenheit werden. Zum Glück ist die Zeit noch auf unserer Seite, denn es wird hier erst gegen 22 Uhr dunkel. Also das beste daraus machen, die Wildnis geniessen, auf die Rufe der Adler über uns hören, wie ein Duracell-Hase immer weiterlaufen und ja nicht den Weg aus den Augen verlieren!
Nach 11h Wanderung erreichen wir dann endlich völlig derangiert unsere Unterkunft und freuen uns tierisch auf das Kaminfeuer und ein reichhaltiges Abendessen. Meinen Plan, später noch in die Bar des Yachtclubs zu gehen, gebe ich schnell auf und falle wie ein Stein ins Bett. Vorher lese ich noch Isabelles SMS mit den Wahlergebnissen vom Sonntag: Ich werde also in ein Koch-regiertes Hessen zurückkehren. NA TOLL.

1 Kommentar:

  1. Schön zu lesen. Klingt nach echtem Abenteuer und ganz nach meinem Geschmack. Genieß es, ist ein klasse Erlebnis.

    Vibram-Sohlen erfreuen sich in der Freeclimber-Fraktion einer gewissen Beliebtheit. Aber bei Feuchtigkeit ist Felsklettern i.d.R. auch abgemeldet. ;)

    Hessen ist mit einer schwarz-gelben Regierung wahrscheinlich ganz gut beraten. Besser als mit dem ganzen anderen Gezuppel, das hier rumfleucht.

    Grüße, roy (Rainer)

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