17.01.2009, Puerto Williams



Mit den Hühnern aufgewacht. Noch etwas dösen, dann gemeinsames Frühstück mit den Mitbewohnern. Es gibt gefüllte Pfannkuchen! Linke Achillessehne schmerzt, also keine längere Wanderung heute. Ein paar Schritte sollten es aber schon sein. Julio hat auch sofort einen Vorschlag parat, der Weg sollte etwa 3h dauern. 12 Uhr Treffen am Hostal Patagonia in der Strasse "Piloto Pardo". Sage der Gruppe, die die 4-Tages-Tour machen möchte, wegen meinem nicht ganz einsatzklaren Fuss ab. Danach schaue ich mich noch ein wenig im Ort um, mache ein paar Besorgungen und gehe zurück zum Hostal. Mit Patrick, dem belgischen Comic-Verleger, für den Abend zum Wettercheck beim Hafenmeister verabredet. Dann starte ich meine kleine Wanderung zum Parque Etnobotánico Omoro. Der Weg führt vorbei an einer einsamen Bucht mit Blick auf Feuerland in einen Wald, in dem man die Fauna und Flora dieser Gegend kennen lernen kann.

Meeres- Blätter und Wildwasser-Rauschen mischen sich ineinander. Im Wald ist es gegenüber der Bucht fast windstill und angenehm mild. Ich folge einem Lehrpfad, von dem es eine Abzweigung in einen "Moosgarten" gibt. Ja, richtig gelesen - in der Provinz Kap Hoorn sind Moose und Flechten die heimlichen Stars der Natur. Es gibt nur 5 Baumarten, aber weit über 800 Sorten von Moosen und Flechten. Der Lehrpfad ist liebevoll gemacht und das auch noch für mich ganz alleine! Nur später soll ich mal einer Gruppe von 4 Chilenen begegnen, ansonsten habe ich den Wald für mich. Im Verlauf des Pfades ändert sich der Wald minütlich, mal zu einer von Vögeln bevölkerten Lichtung, mal mit dicht beieinander stehenden und mit langhaarigem Moos behangenen Bäumen, mal voller totem Holz. Dies ist auch der Unterschied zu den Wäldern Mitteleuropas: hier ist der Wald eben ganz sich selbst (und den Bibern) überlassen.
Am Ende des Pfades komme ich am Rio Robalo vorbei, der bedeutend für die Wasserversorgung von Puerto Williams ist. Am Ufer des Flusses erkenne ich einen riesigen Vogel, den ich erst nach längerem Beobachten als solchen identifizieren konnte, weil er lange stillhielt. Wie mir Julio später erklärt, handelt es sich dabei um einen "Huairavo" (Nycticorax nycticorax), der hier einen ähnlichen Ruf geniesst, wie Raben bei uns. Entlang des Pfades kann man gelegentlich Muschelschalen finden, die Vögel hierher gebracht haben.

Abends gibt mir Julio ein Buch über hiesige Moose und erzählt mir, während ich einen Tee mit dem Heilkraut "Boldo" trinke, über Heilkräuter des Kontinents, z.B. "Ruda" gegen "Malo Ojo", den bösen Blick.
Meinen vorherigen Eintrag sende ich über das hiesige, teuere Internetcafé, in dem, wie anscheinend im ganzen Ort, die Verbindung gerne mal länger ausfällt.
Nach einem verzüglichen, hausgemachten Abendessen führe ich mit den beiden Patricks noch anregende Gespräche, glotze mit ihnen noch Miami Vice, verabrede mich für morgen zu einer Tageswanderung in die Berge und sinke danach ins Bett.

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