No te preocupes

...das waren die letzten Worte von Julio, dem Betreiber des Hostals in Puerto Williams am suedlichen Ende des Kontinents. Soll heissen: "Mach' Dir keine Sorgen" - die hatte ich mir naemlich gemacht, da es nicht so leicht ist, in dieses suedlichste Staedtchen der Welt zu kommen. Und ich sollte am Freitag bis spaetestens 17 Uhr dort sein, um die Reservierung fuer die Faehre bezahlen zu koennen, die am Samstag um 8 Uhr ablegen wird.
Es gibt keine direkten Verbindungen nach Puerto Williams. Man kann mit einer tagelangen Faehrfahrt von Punta Arenas oder sogar Puerto Montt (5 Tage) kommen, oder man nimmt einen Flug nach Ushuaia auf Feuerland und setzt dann mit einem Zodiak ueber oder nimmt ein kleines Flugzeug. Letzteres musste natuerlich sein, und Julio hat das fuer mich organisiert.
Da das Internetcafé bald schliesst, uebernehme ich ab dem Linienflug von Santiago nach Punta Arenas mal den Telegrammstil meines Notizbuchs:
Was fuer ein Anblick: Anden, soweit das Auge reicht! Sicht > 100 km. Im Seengebiet herrlich schroffe Berge mit natuerlichen Seen, Staudaemmen und Kraterseen. Hoffentlich kann ich spaeter am Boden einiges von dem geniessen, was ich jetzt auf dem Weg zur Suedspitze des Kontinents sehe. Endlose Weiten, fast keine Strassen erkennbar.

Zwischenstop in Punta Arenas, sieht etwas langweilig aus. Air Base mit Jagdflugzeugen. Technische Probleme am A319, Recherche nach Alternativen (Danke, Christian!), sonst koennte ich den Anschluss und die Faehre verpassen. Flugzeug kommt aber doch noch rechtzeitig in Ushuaia an. Formulare, Formulare. Argentinischen Zoll ueberredet mich direkt durchzulassen, da ich gleich wieder auf chilenischem Boden sein werde. Warten auf meinen Piloten. Ein Polizist hilft bei der Suche. Gefunden. Wieder Formulare. Zahlen nur bar und ni US$ oder Argentinischen Pesos. Hab ich beides nicht. Einziger Geldautomat geht nicht. Euro habe ich noch. Geht auch. Eiliger Abflug mit einer Piper Cherokee. 10 Minuten wilder Ritt mit guter Landung. Pilot ist erst 21.
Blick auf Ushuaia, Feuerland

Die Isla Navarino liegt suedlich von Feuerland. Puerto Williams: 2226 Einwohner. Julio holt mich ab. Meine erste Gepaeckkontrolle ausgerechnet auf diesem verschlafenen Flugplatz. Wetter wechselhaft bis stuermisch bei 8-14 Grad. Aber es ist eine wilde Schoenheit hier. Suche nach der Faehragentur, um Reservierung zu bestaetigen. Zahlbar nur in Bar. Treffe zwei Deutsche, die noch auf einen Platz warten. Sie sind erfahrene Hiker und schwaermen von der Insel. Fange an, meinen Nicht-Aufenthalt hier zu bereuen. Hole Bargeld und denke auf dem Weg ueber eine erneute Planaenderung nach. Rufe Airline an: Anschlussflug liesse sich verschieben. Wieder zur Agentur. Keiner da. Traumhafter Blick auf Hafen, Beagle-Kanal und schneebedeckte Berge. Sonnenstrahlen heben Felsen im Kanal hervor. Regenbogen. Freilaufende Pferde, Kuehe, Hunde, Huehner.
Puerto Williams, Isla Navarino, Region Kap Hoorn. Im Vordergrund liegt der Flugplatz.

Treffe eine Britin, die auch noch einen Platz auf der Faehre sucht. Hat viele Tips fuer einen Aufenthalt hier. Suchen auf der Faehre nach dem Agenten. Nette Crew grillt gerade zwischen den schon vertaeuten Autos. Captain hilft uns weiter. Agent kommt, als wir gerade die Faehre verlassen. Naechste Woche faehrt also doch eine Faehre. Warteliste mit 12 Eintraegen. RISIKO! Isabelle raet mir zu bleiben. Zurueck zur Unterkunft. Gemuetlich und familiaer. 2 Kaminoefen, 1 Hund, 1 Katze, 1 Papagei, 3 Huehner, 1 Hahn und 1 Biber. Spreche mit 2 belgischen Mitbewohnern. Schwaermen auch. ICH BLEIBE! Spaet abends Yacht Club, Pisco Sour, nette Leute, Anschluss gefunden. Kreuz des Suedens auf dem Heimweg. Gute Nacht.

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