6.4.2009: Salar de Uyuni

120°-Panorama am Salzsee von Uyuni; in der Ferne geht ein Gewitter über den 6000'ern nieder.

Weiter geht's, wir lassen La Paz hinter uns mit einem Nachtbus mit spärlich komfortablen Sitzen, die wenigstens um einiges mehr geneigt werden können, als im Flugzeug üblich. Irgendeiner kommt nach Anbruch der Dunkelheit, als die meisten schon anfangen zu schlummern, auf die beknackte Idee, einen der Busfahrer darum zu bitten, den Fernseher / DVD-Player anzuschalten. Das Ergebnis der Bemühungen des Beifahrers ist ein lautes, nervendes Quietschen in den Lautsprechern im ganzen Bus, das direkt mit der Drehzahl des Motors zusammenhängt - da hat wohl einer vergessen, eine Drosselspule einzubauen...
Nach zehn Minuten erfolgloser Fummelei am immer noch dunklen Fernseher fällt dem Beifahrer die perfekte Lösung des Dilemmas ein: Er schaltet einfach alle Lichter im Bus aus, sollen die Leute doch mal schlafen statt fern zu sehen. Alle Lichter schloss übrigens das Licht auf der Bordtoilette mit ein, so durften die Fahrgäste während der Nacht dann im Stockfinsteren ihre Notdurft erledigen. Was auch sein Gutes hatte, denn schließlich war da noch das Fenster in der Toilette, ohne Milchglas mit perfektem Blick von der Straße direkt auf den Allerwertesten des Toilettenbenutzers. ;-)
Der Rest der Fahrt war dann nicht ganz so amüsant: Sie dauerte knapp 11 Stunden, wovon die erste Hälfte der Distanz in gut drei Stunden erledigt war. Bereits diese Zeitangabe ließ Rückschlüsse auf den Zustand des weiteren Straßenverlaufs zu. Wahrscheinlich war es gut, daß in dunkler Nacht die Straße nicht erkennbar war, vielleicht wäre sie es bei Tag ja auch nicht gewesen. Jedenfalls wurden wir alle tierisch durchgeschüttelt, und streckenweise schwankte der Bus so stark nach links und rechts, daß es nicht unwahrscheinlich schien, daß er sich gleich ganz auf die Seite legen würde.
Viertel vor 6 Uhr morgens erreichten wir dann endlich Uyuni und konnten aus dieser Knochenmühle aussteigen. Gleich darauf belagerten uns auch schon die ersten Angestellten diverser Reiseagenturen, die Fahrten rund um den Salzsee anboten.

An der Oberfläche formt sich das Salz zu großen Sechsecken

Wie es das Schicksal mal wieder so wollte, lernten wir bereits im Bus ein Pärchen kennen, die die gleiche Route vorhatten und dafür auch gerne eine Tour von vier Tagen machen wollten. Zwei bis drei Tage sind das Standardprogramm in Uyuni, aber nach einigem Suchen fanden wir eine Agentur ("Tours Lipez"), die auf diese Anforderungen gut vorbereitet war. Mit Ed aus England stieß noch ein fünfter Reisender zu uns, der ebenfalls noch auf der Suche nach Leuten für eine Vier-Tage-Tour war. Und so machten wir die Planung und den Preis für unsere Tour mit einem neuen Jeep (Toyota RAV4), Fahrer/Guide und Köchin klar. Die beiden, Ruben und "Nena", sollten sich als eine gute Wahl erweisen, auch wenn es für mich bedeutete, Rubens Ausführungen auf Spanisch der Gruppe nach Englisch und Deutsch zu übersetzen. Aber so kam ich wenigstens zur gewünschten Praxis meiner Sprachkenntnisse.
Los ging die Fahrt um 10 Uhr (nach Südamerikanischer Lesart pünktlich um 10:40), zunächst zu einem Friedhof von Dampflokomotiven, die in Uyuni zurück gelassen wurden, als die Minenarbeit in der Gegend an Bedeutung verlor. Heute arbeiten die meisten Menschen hier rund um den Tourismus, und mittlerweile kämpfen 80 Tourveranstalter um die Gunst der Reisenden.
Nach einem kurzen Merchandising-Stop in einer Minenarbeiter-Siedlung erreichten wir dann schlagartig den Ostrand der größten Salzwüste der Welt! Über diese Salzfläche, die etwa 20 mal größer als der Bodensee ist, kann man stundenlang mit dem Auto gleiten und könnte dabei meinen, man flöge über die Oberfläche eines fremden Planeten.
Zwischendurch machten wir einen Stop zum Mitagessen in der Nähe des sogenannten Salzhotels, einem Gebäude, das mit Salzblöcken anstelle von Ziegelsteinen erbaut wurde. Es ist nicht offiziell in Betrieb, da ohne Genehmigung in einem Naturpark erbaut, dennoch wird innen Ausschank betrieben und Geld für Fotos der Innenräume verlangt, was man als ökologisch korrekter Reisender allerdings boykottieren sollte.

Der Vulkan Tunupa, ein heiliger Berg der Aymara. An der rechten Flanke fällt ein rotes Quinoa-Feld ins Auge, die Halbinsel ist also bewirtschaftet.

Weiter ging die Fahrt über Millionen aneinanderhängender Sechsecke aus Salz in Richtung des Nordrandes, wo wir am Fuß des Vulkans Tunupa in einem einfachen Hostel aus Salz (mit Baugenehmigung!) übernachten sollten. Hier zeigte sich bereits die Abgeschiedenheit dieser Gegend, die uns in den kommenden vier Tagen noch beschert sein sollte: Internet? Mobilfunk? Telefon? Alles Fehlanzeige. Mit etwas Glück ist man vielleicht an einem Ort mit Kurzwellenfunk, aber das ist auch schon das Ende der Fahnenstange.


Die Einfahrt zu der Ortschaft Tahua am Fuße des Vulkans

Nach einer vorzüglichen Hausmannskost, die von unserer Köchin zubereitet wurde, hatten wir noch einige Zeit bis zum Sonnenuntergang, um die nähere Umgebung zu erkunden und die wundervollen Farben des Abendrots über der Salzfläche zu genießen. Das alles noch garniert mit einem weißen Flamingo, der in dem Wasser am Rand der Salzfläche nach Fressen suchte, war schon reif für eine kitschige Postkarte. ;-)

Abendstimmung am Rand der Salzfläche; hier gibt es noch etwas Wasser, sehr zur Freude des Fotografen!

Der Moond ist aufgegaaaangen...

Am nächsten Morgen sollte es wieder früh 'rausgehen, was eine gute Gelegenheit war, den Strom, der von einem Generator von 19-21 Uhr geliefert wurde, zum Laden des Kamera-Akkus an der einzigen, öffentlichen Steckdose des Hauses zu nutzen. Also: Ab in die Falle auf eine durchgelegene Matratze, morgen bei Sonnenaufgang geht es auf den Vulkan hinauf!

5.4.2009: Come to Mañana Country

Lange habe ich darauf gewartet, diesen Titel noch anbringen zu können, aber die "Mañana-Mentalität" hat erst sehr spät richtig zugeschlagen:
Da es uns beiden in Puno nicht besonders gefiel und außerdem als besonderes Highlight bei langsam knapper Restzeit noch der größte Salzsee der Welt auf dem Plan stand, war nach einem Tag schon wieder Aufbruch angesagt.

Abschied vom Titicacasee; Boote im Abendlicht

Gesagt, getan: Ein Besuch am Busbahnhof brachte ein Busticket nach La Paz in Bolivien als Zwischenstation nach Uyuni ein. Der Bus sollte laut Auskunft am Schalter "in jedem Fall pünktlich" um 14:30 Uhr abfahren. Es war etwa 10:45, also blieb noch etwas Zeit, um den See zu genießen. So fuhren wir zum Hafen und suchten uns ein Boot, daß uns auf eine Rundfahrt mitnehmen sollte. Ein Bootsmann bot seine Dienste an, es sollte für zwei Stunden zu den schwimmenden Inseln der Uros gehen. Die Uros sind ein Urvolk, das schon vor den Inka auf selbst gebaute Inseln aus Schilfrohr flüchtete und sich diese Lebensart bis heute bewahrt hatte (s. auch meinen vorigen Artikel). Das klang hoch interessant, und die angegebene Zeit der Rückkehr ließ auch noch genug Spielraum, um das Gepäck vom Hotel abzuholen und anschließend zum Busbahnhof zu fahren.

Wäre da nicht die Unschärfe in den südamerikanischen Zeitangaben...

Jedenfalls stand es noch auf dem Plan, eine weitere Insel zu besuchen, doch als wir diese erreichten, waren es nur noch 15 Minuten bis zur geplanten Ankunftszeit im Hafen. Das konnte nicht gut gehen. Und da dann erst einmal alle Touris brav dort ein Mittagessen kaufen sollten und auch der Bootsmann seine Provision in Form einer Forelle verspeisen wollte, wurde es später und später, und wir sahen unsere Felle davonschwimmen bzw. unseren Bus davon fahren.
Ein wenig sanfter Druck auf den Käpt'n sorgte dann wenigstens dafür, daß wir gegen 14 Uhr aufbrachen und mit erhöhter Geschwindigkeit auf den Hafen zusteuerten. Von Bord gingen wir dann um 14:17 Uhr, in der Gewissheit, daß der Bus keinesfalls mehr erreichbar war.

Wäre da nicht die Unschärfe in der südamerikanischen Pünktlichkeit...

Wir wollten wenigstens den nächsten Bus bekommen und rannten daher in Richtung Taxistand, was nach bereits 20m auf 3600m Höhe zu Herzrasen und Hecheln führte... Ein Taxi bekamen wir allerdings, und der Fahrer gab auch sein Bestes, uns mit maximaler Geschwindigkeit durch die Straßen Punos zu katapultieren. Etwa 14:45 Uhr kamen wir am Busbahnhof an, und - siehe da: Der Bus hatte noch auf uns gewartet! Wenigstens einmal war ich über den lockeren Umgang mit der Zeit auf diesem Kontinent richtig happy. So ging es also los, am Südrand des Titicacasees entlang, zur Grenze von Bolivien, wo wir dann in einen anderen Bus umsteigen sollten.

Kurz nach dem Grenzübertritt zu Bolivien bei Copacabana

Der Bus von Puno nach Copacabana in Bolivien war auch wie versprochen ausgestattet - allerdings hatte die Frau am Ticketschalter wohlweislich nichts über den bolivianischen Bus von Copacabana nach La Paz berichtet... er stellte sich als ziemlicher "Chicken Bus" heraus, und die "höchstens 15 Minuten Umsteigezeit" wuchsen sich auch zu einer Stunde aus, bis endlich genug Leute zugestiegen waren, damit sich die Fahrt auch richtig lohnte. Natürlich wurden auch noch unterwegs diverse Leute aufgelesen und abgesetzt.

Auch die Route war recht spannend und ebenfalls nicht so direkt, wie vollmundig angekündigt. Sie führte an einer Stelle am See vorbei, wo man mit Booten übersetzen musste, während der Bus mit einem großen Floß getrennt verschifft wurde. Das war zwar sehr nett, weil bei der inzwischen angebrochenen Nacht das Kreuz des Südens und die Milchstraße hervorragend zu sehen waren, in die ursprüngliche Zeitplanung passte das aber kein Bißchen.

Zu guter Letzt erreichten wir dann La Paz gegen 23:30 Uhr, etwa 4 Stunden nach der angekündigten Ankunftszeit, fanden zum Glück alsbald eine angenehme Bleibe, denn an eine Weiterfahrt nach Oruro (Richtung Uyuni) war jetzt nicht mehr zu denken.

La Paz

Die einzigen Verbindungen nach Uyuni am Salzsee sind wahlweise per Zug ab Oruro oder mit dem Nachtbus ab La Paz. Ersteres soll zwar wesentlich komfortabler sein, dafür hat man aber das Risiko, im ersten Anlauf kein Ticket vor Ort zu bekommen und dann noch einen Tag in Oruro fest zu hängen. Also war der Entschluss schnell gefasst: Es geht mit dem Nachtbus (planmäßig 13 Stunden lang) nach Uyuni.
Die Agentur, die den komfortabelsten Nachtbus mit Kojen betreibt, hatte leider keinen Schalter am Busbahnhof, und das Stadtbüro war am Sonntag geschlossen. Also mussten wir uns mit der nächstbesten Option begnügen und mit "Buses Omar" fahren. Start war um 19 Uhr, also blieb noch fast der ganze Tag, um La Paz ein wenig zu erkunden.
Dabei blieben jedoch nicht viele positive Erinnerungen hängen. Dabei ist die Lage der Stadt schon spannend: an und auf die umgebenden Hügel gebaut, weiträumig umgeben von schneebedeckten Sechstausendern. Vor ein paar Jahrzehnten muß die Stadt auch schillernd gewesen sein, vielleicht sogar ein wenig wie Havanna auf Kuba. Von diesem Glanz ist heute allerdings wenig übrig geblieben, und unser erster Eindruck war von Müllhaufen auf den Straßen, in denen Hunde und Menschen wühlten, geprägt. Kein guter Start.

Es soll ja Leute geben, denen diese Stadt gefällt...


...wäre es häufiger so wie hier, könnte ich sie vielleicht noch verstehen.

Viele Chancen bekam die Stadt dann auch nicht mehr von uns. Nach Mittagessen und Einkaufen für die Fahrt war noch etwas Bloggen im Hotel angesagt, dann ging es auch schon zum Bus.
Und diese Busfahrt sollte die bislang schlimmste meines Lebens werden: Ohne Ende Buckelpisten, Schwanken des Busses nach links und rechts, daß man befürchten musste, er würde umkippen (was tatsächlich öfters mal entlang dieser Strecke passieren soll), relativ enge Bestuhlung - eine echte Knochenmühle, also. Aber ein ganz großes Naturwunder wartete auf mich, also hieß es: Zähne zusammenbeißen und durch!

4.4.2009: Lago Titicaca

Uiuiui, jetzt bin ich ganz schön ins Hintertreffen geraten, denn seit der Abfahrt von La Paz nach Uyuni war ich in einer kommunikationsfreien Zone - bestenfalls Kurzwellenfunk war möglich. Aber jetzt schön der Reihe nach:

Von Chivay aus nahmen wir eine Direktverbindung mit einem nicht ganz bequemen Minibus (das Unternehmen hat natürlich einen grossen, bequemen Reisebus auf den Plakaten) nach Puno am Titicacasee.

Die Strecke führte zu 2/3 über die Strasse nach Arequipa, also nochmals über 4900m. Eine Stunde vor Arequipa kam dann eine Kreuzung, an der es Richtung Juliaca und Puno weiter ging. Unterwegs erwarteten uns weitere, herrliche Landschaften, wie z.B. diese Lagune:

Nach 5 Stunden Fahrt erreichten wir nach Sonnenuntergang Puno, eine kleine, aber umso hektischere Stadt, in deren Zentrum anscheinend alle Einwohner auf den Fersen waren. Über die Unterkunft lasse ich mich mal nicht so genau aus - da war die Agentur für Cusco und Aguas Calientes schon um einiges besser...

Die "Kathedrale" am Hauptplatz von Puno

Die Unterkunft war wohl mit ein Grund, weshalb wir beschlossen, uns nicht lange am See aufzuhalten, zumal auch die Zeit knapp wurde, noch nach Uyuni (Bolivien) zu kommen und eine Tour am und um den Salzsee zu machen.


Dennoch reichte es uns, wenn auch extrem knapp, noch eine kleine Bootsfahrt zu den schwimmenden Inseln der Uros zu machen und dieses abgeschiedene Volk auf den selbst gebauten Inseln zu besuchen.


Ein ursprüngliches Boot bringt uns von einer Insel zur anderen


Die schwimmenden Inseln der Uros

Die Zeit im Internetcafé läuft gerade ab - weiteres folgt!

3.4.2009: Coca Cookies

Ankunft auf dem Flughafen von Arequipa; im Hintergrund der Vulkan Chanchani

Arequipa, die weisse Stadt

Gegen Mittag verliessen wir Cusco, um via Juliaca am Titicacasee (ein toller Anblick von oben und ein Vorgeschmack auf die weitere Reise) nach Arequipa zu fliegen.
Die Gegend um Arequipa ist von Vulkanen gepraegt, von denen der wichtigste der Misti ist, dessen perfekter Kegel das Bild der Stadt praegt - wenn man ueber die Hauser hinausschauen kann...


Man koennte meinen, die Stadt waere nur von Taxis bevoelkert

Die im Laufe der Jahrmillionen versteinerte Vulkanasche wurde und wird zum Bau der Haeuser der Stadt verwendet, daher die Bezeichnung "weisse Stadt". Leider war die Stadt nur eine kurze Station zur Durchreise in den Cañon de Colca, aber ein kleiner Rundgang war sehr gefaellig, und auch die Kueche hat hier einiges zu bieten, z.B. die beste Gemuesesuppe der Welt (von der ich leider nur zwei Loeffel abbekam).


Fahrt durch den Nationalpark "Salinas y Aguada Blanca" nach Chivay

Am kommenden Morgen, mal nicht zur ueblichen Abfahrtszeit rund um 6 Uhr sondern um 8:30 Uhr, holte uns ein Minibus ab, um uns zu der kleinen Bergstadt Chivay zu bringen, die am Rande des Colca-Canyons, des tiefsten Canyons der Welt, liegt. Bis dahin waren die Augen vom staendigen Betrachten unwirklicher Landschaften und spektakulaerer Formationen total erschoepft. Eine geringe Auswahl dieser Eindruecke folgt hier:

Blick zurueck auf die Vulkane bei Arequipa


Glotzen wahrscheinlich so doof, wie sie sind: Llamas

Eine der wenigen Stellen, an denen sich das Wasser haelt, ist mit knapp wachsendem Gruen uebersaet.

An der hoechsten Stelle unserer Route, auf 4900m, liegen tausende von Menschen errichtete Steinhaufen. Die Huette links im Bild ist uebrigens eine Toilette. :-)

Am Ende dieser Fahrt erreichten wir nach vielen haarstraeubenden Spitzkehren und 1300m Hoehenunterschied das trotz Tourismus noch recht urspruengliche Chivay, in dem wir nach wieder mal einem schoenen Sonnenuntergang eine kalte Nacht verbrachten.

Blick auf Chivay; im Vordergrund eine junge, fliegende Haendlerin mit Ihrem Baby-Alpaca

El Condor Pasa

Am Morgen danach war wieder die alte Routine mit Aufstehen um 5:30 Uhr angesagt, schliesslich wollten wir rechtzeitig zum Einsetzen der Thermik an einem guten Beobachtungspunkt tief im Cañon de Colca ankommen.

"The Mountains are my Church", der Slogan von O.X., koennte auch meiner werden!

Nach einem kurzen Stop in einem Dorf, in dem folkloristische Taenze speziell fuer Touris aufgefuehrt, fuhren wir zum Glueck schnell weiter und erreichten nach anderthalb Stunden Fahrt auf einer sehr holprigen Strecke den Aussichtspunkt "Cruz del Condor", an dem noch ein paar gute Plaetze frei waren, um tief ins Tal zu Blicken und die im Zickzack aufsteigenden Kondore zu erspaehen.

Blick in den Canyon - 1200m tief!

Und tatsaechlich, nach nicht allzu langer Zeit liess sich schon mal ein Jungvogel blicken, der vielleicht 200m unter uns seine Bahnen zog. Danach war etwas Geduld angesagt, bis sich auch ein paar erwachsene Voegel blicken liessen. Aber das Warten viel beim Blick auf diese kollossale Landschaft wirklich leicht. Nur einige staendig brabbelnde Touris truebten das Warten etwas ein - ob die wussten, was fuer ein einzigartiges Erlebnis eigentlich auf sie wartete?
Jedenfalls schienen sich einige Kondore davon nicht stoeren zu lassen und zogen majestaetisch an uns vorbei.

Viele waren es nicht, daher kann ich auch nicht mit besonders guten Aufnahmen angeben. Aber eindrucksvoll sind sie, die Voegel mit 3,20m Spannweite!

Ein erwachsener Kondor ist bereits hoch aufgestiegen. Bis zu 7000m Hoehe koennen sie erreichen.

Auf der Rueckfahrt bot sich dann dieser, schon wieder voellig unwirkliche Anblick auf das Tal und die Terassen, die bereits vor den Inka angelegt wurden, um Pflanzen anzubauen, die in diesem Klima normalerweise nicht gedeihen wuerden:

Unbedingt vergroessern (klicken)!

Der Altar der Kirche von Maca

Nach einem kurzen Stop in Maca mit Besichtigung der Dorfkirche, erreichten wir dann wieder Chivay, wo wir in einen Kleinbus direkt nach Puno am Titicacasee aufbrachen. Doch das ist eine andere Geschichte...

2.4.2009: Rettet das Fot-o-Meter!

Kleiner Schreck in der Abendstunde: Kurz nachdem ich das Ladegerät meiner Kamera in die Steckdose gesteckt hatte, stieg eine Rauchwolke mit einem dumpfen "paff" auf. Eine Akkuladung ging noch, danach war nichts mehr zu wollen. Das bedeutet: Keine weiteren Bilder mehr, sobald die beiden Akkus leer sind!
Nach unserer Ankunft in Arequipa wollte ich in einem Fotogeschäft nachfragen, ob der Besitzer jemanden kenne, der elektronische Geräte reparieren kann. Netterweise fand er sich kompetent genug, das Gerät zu untersuchen. Allerdings reichte die Zeit in Arequipa nicht, um die nötigen Teile zu bestellen und das Gerät zu reparieren.
Soweit die schlechte Nachricht.
Die gute Nachricht ist: Ausgerechnet in einer Kleinstadt in den Bergen (Chivay, 3600m) stolperte ich über einen Laden, in dem zwei fitte Brüder Elektronik aller Art instand setzen. Einer nahm sich auch sofort meines Ladegerätes an, mass es durch, lötete drei Teile aus und setzte zwei neue ein. ;-)
Wer es genau wissen will: Ein Kondensator, eine Sicherung und ein Gleichrichter waren abgeraucht. Der Gleichrichter wurde kurzerhand durch ein paar zusammengefrickelte Dioden ersetzt und der Kondensator gleich weggelassen. Eine neue Sicherung ist aber drin!

So, und jetzt kommen noch die versprochenen Bilder von Isabelles Kamera:


Darf ich vorstellen: Oliver, der zerzauste Andenschmetterling!

Meine Nase schien ihm zu gefallen; in der Brille spiegeln sich die Ruinen von Machu Picchu.

Und hier die freundlichen Zugbegleiter von PeruRail am Ende ihrer Modenschau.

31.3.2009: Machu Picchu, Valle Sagrado

Bislang habe ich oft die Bilder sprechen lassen, wenn ich keine Worte gefunden hatte, um meine Erlebnisse zu beschreiben. Diesmal reichen weder Worte noch Bilder aus.
Viele Menschen würden mich jetzt nicht gerade als den sentimentalen Typ beschreiben, vielleicht kann ich daher am besten erklären, wie schön die Gegend um Cusco und das heilige Tal ist, dass es mir vor Ergriffenheit die Tränen in die Augen getrieben hat. Erhebende Gefühle beim Anblick der Natur hatte ich schon häufiger, aber die Eindrücke auf der Fahrt mit dem Bus nach Ollantaytambo und anschliessend mit dem Zug durch das heilige Tal nach Aguas Calientes alias Machu Picchu Pueblo gingen besonders tief unter die Haut.

Auf dem Weg von der Hochebene von Cusco ins heilige Tal; Wolken sind sowohl über als auch unter uns.

Bei der Gelegenheit kann ich künftigen Reisenden nur empfehlen, den Zug nicht direkt aus Cusco zu nehmen, sondern mit dem Bus bis nach Ollantaytambo zu fahren. Vielleicht bietet der Zug ja ähnliche Anblicke, die aus dem Bus möchte ich jedenfalls nicht missen.

Umsteigen in den Backpacker-Zug von Ollantaytambo nach Aguas Calientes. Die Dame im Vordergrund verkauft übrigens gekochten Mais, der sehr lecker schmeckt und von den Peruanern als der beste Mais der Welt angepriesen wird.
Nach 1,5 Stunden Bus- und weiteren 1,5 Stunden Zugfahrt erreichen wir den Ort Aguas Calientes in der Nähe der Ruinen von Machu Picchu. Unterwegs boten sich noch Anblicke auf den Rio Urubamba und weitere Ruinen, die teilweise entlang des berühmten Inka-Trails liegen. Die Aussicht auf schroffe, komplett von Regen- und Nebelwald bewachsene Berge ist dabei besonders eindrucksvoll.

Blick auf Aguas Calientes vom nahe gelegenen Berg Putucusi


Aguas Calientes selbst ist kein besonders erwähnenswerter Ort. Im wesentlichen geht es hier darum, die Massen, die meist nur für eine Nacht dort bleiben, möglichst reibungslos und teuer abzufertigen. So unangenehm sich das anhört, kann ich doch nach dieser Reise einen Besuch des Machu Picchu dennoch unbedingt empfehlen!
Blick vom Gipfel des Putucusi auf Machu Picchu


Vorher will der Berg jedoch über einen steilen Pfad mit etwa 500m Höhengewinn bezwungen sein.
Am Tag nach der Ankunft war dann ein früher Aufbruch mit dem ersten Bus um 5:30 Uhr angesagt, um zu versuchen, den Sonnenaufgang oben in den Ruinen zu erleben. Hier hatte der Wettergott der Inka leider nicht mitgespielt - immerhin ist hier noch offiziell Regenzeit, daher war es noch neblig und stark bewölkt. Aber auch das macht einen ganz besonderen Reiz dieses Weltwunders aus, denn die von Wolken umspielten Berge betonen die besondere Magie dieses Platzes. Ausserdem ist man um diese Zeit noch verschont vor den Massen der Tagesausflügler, die ab 8 Uhr hereinströmen.
Die klassische Perspektive auf die Ruinen mit dem Gipfel des Huayna Picchu im Hintergrund



Lamas halten das kräftig grüne Gras in den Ruinen kurz

Im wesentlichen hatten wir aber schon Glück mit dem Wetter, denn die Sonne zeigte sich häufig im Verlauf des Tages. Zwischendurch zogen immer wieder Wolken und Nebelschwaden vorbei, und es regnete auch zeitweise, z.B. während des Aufstiegs auf den Huayna Picchu, von dem aus man eine hervorragende Sicht auf das Areal der Ruinen hat.

Netterweise waren die steilen und bei Feuchtigkeit glitschigen Stufen dann aber wieder grösstenteils abgetrocknet, als der Abstieg angesagt war. Während der ersten Hälfte des Abstiegs hatte ich noch einen aussergewöhnlichen Begleiter: Ein Schmetterling hatte Vertrauen zu mir gefasst und sich auf meinem Kopf und auch meiner Hand niedergelassen. Ihm schmeckte das Salz auf meiner Stirn (vom Schwitzen beim Aufstieg) so gut, dass er sich überhaupt nicht an meinen Bewegungen auf den Stufen störte. Beweisfotos liefere ich noch nach, die sind nämlich auf Isabelles Kamera.

Dies sollte eigentlich schon genug für einen Tag sein, aber als Schmankerl gab es in unserem Waggon auf der Rückfahrt mit dem Zug eine Alpaca-Modenschau durch die drei Zugbegleiter, die sich abwechselnd auf der Waggontoilette umkleideten. Irgendwie sind die Peruaner schon besonders lustig drauf...

Zu guter Letzt wurde die Nacht kalt und klar, so dass auf der Busfahrt nach Cusco die Milchstrasse gut zu erkennen war. Das war das Tüpfelchen auf dem i, denn schliesslich war sie ein wichtiges Symbol für die Inka, und der an Machu Picchu vorbei fliessende Rio Urubamba war für die Inka ein Spiegelbild der Milchstrasse.

Ob jetzt noch ein Reiseerlebnis diesen Tag übertreffen kann? Ich glaube es nicht, aber warten wir's ab! Nächste Station: Arequipa und der Cañon de Colca, auf der Suche nach Kondoren.