30.1.2009: Iguazu

Es ist schon spaet, ich bin muede vom langen, heissen Tag im Dschungel, und daher fasse ich mich kurz. Es ist in Worten ohnehin schwer zu beschreiben, welche Eindruecke diese gigantischen Wasserfaelle hinterlassen.
Also buenas noches und hasta pronto! Proxima parada: Buenos Aires.

Ueberblick ueber einige Wasserfaelle

"Garganta de Diablo", der Teufelsschlund

Ja, hier ist schon einige Vorsicht geboten!

Diese Waschbaerenart lungert an einigen Ecken herum.

Die "Taufe" mit dem Speedboat habe ich natuerlich mitgemacht.

28.1.2009: Bariloche, Argentinien


Was fuer ein Schock! Von 10 Grad zu 28 Grad, von einsamer Natur zu touristischem Brennpunkt. Aber lasst mich am Anfang beginnen:
Der Weg nach Bariloche war die Fahrt wert, urspruenglich wollte ich ja fliegen. So kam ich zu meiner ersten Andenueberquerung, die an dieser Stelle zwar nicht spektakulaer, aber immerhin sehenswert ist. Nach den langen Aus- und Einreiseformalitaeten fuehrte die Passtrasse hinab in ein fruchtbares und gruenes Land voller urwuechsiger Baeume und sattem Gruen. Jedenfalls, solange wir in der Naehe von Seen waren. Nach einiger Zeit tauchte der erste Auslaeufer des Sees Nahel Huapi auf, der das Zentrum des gleichnamigen Nationalparks bildet und an dem auch Bariloche gelegen ist. Kaum hatte die Strasse aber einmal fuenf Minuten vom See weggefuehrt, waren wir auch schon wortwoertlich in der Pampa.

Ein Hauch von Pampa

Etwa eine halbe Stunde spaeter war jedoch Bariloche in Sicht, und neben dem Klimawechsel wurde ich dort vor allem von den Touristenmassen erschlagen. Hier ist im Winter das Apres-Ski-Paradies, und ein aehnliches Klientel erscheint wohl auch im Sommer. Klar, Backpacker gibt es hier auch, aber auch viele Kaugummi kauende Goeren in bluemchenbesetzten Flipflops und viel zu grossen Brillen. Von den zur Karaoke-CD Panfloeten spielenden Indios ganz zu schweigen. Ich fuehle etwas Misanthropes in mir aufsteigen und ueberlege mir daher, wie ich hier einigermassen schnell raus in die Natur komme. Und die ist hier schon aussergewoehnlich schoen. Der umwerfenden Aussicht wegen gehe ich sogar in ein Hostel im obersten Stock eines Hochhauses, in dem nur noch ein Bett in einem Sechsbettzimmer frei ist.

Ja, das war tatsächlich der Blick aus meinem Hostel!


Die Statistik wollte es nicht anders, und ich hatte einen lauten Schnarcher im Zimmer. Nach etwas laengerem Schlaf am Morgen (da war der Schnarcher schon weg) bin ich dann in die uebervolle Buslinie 20 eingestiegen und 25km raus aus der Stadt zum Wandern. Tja, und kaum ist etwas mit ein wenig Anstrengung verbunden, schon hat man wieder viel weniger Leute um sich herum. So fuehrte der Pfad durch Bambushaine an abgelegenen Seen und Araucanien vorbei und spaeter entlang einer Strasse zur "Schweizer Kolonie". Die Schweizer haben wohl die Architektur hier inspiriert, manche Haeuser in Bariloche koennten direkt aus den Alpen kommen. Und dann gibt es noch das "Hotel Edelweiss", "Hotel Tirol", u.s.w.
Am spaeteren Nachmittag bin ich dann zum km 15 zurueckgefahren, um auf den "Cerro Campanario" zu kraxeln. Angeblich stand im National Geographic mal, dass es sich dabei um eine der besten Aussichten auf der Welt handele. Und das war nicht gelogen. Ich stelle hier mal ein Bild ein, aber die Kamera vermag die Eindruecke vor Ort kaum einzufangen.


Zu Hause werde ich ein Panoramabild zusammenbauen, bis dahin muesst Ihr Euch noch gedulden!
So habe ich mich klimatisch und mental auf das Touri-Ereignis schlechthin vorbereitet: Die Wasserfaelle von Iguazu. Nach nur einem vollen Tag Aufenthalt in Bariloche geht es am naechsten Morgen via Buenos Aires dorthin.

27.1.2009: Von Punta Arenas nach Puerto Montt

So, es gibt viel nachzuholen, da ich inzwischen einige Meilen hinter mich gebracht habe. Aber immer schoen der Reihe nach, also zuerst noch ein wenig ueber Punta Arenas und dann Puerto Montt.
Punta Arenas ist nicht gerade eine Perle, war sie doch zunaechst einmal eine Gefaengnisstadt. Durch die guenstige Lage des Hafens hat sie dann so manches erlebt und ist heute Drehkreuz im chilenischen Patagonien. Vor allem der Zugang zum Nationalpark "Torres del Paine", den ich urspruenglich besuchen wollte, macht die Stadt zu einem Touristischen Durchgangslager. Aber ein paar schoene Seiten kann man der Stadt schon abgewinnen - ausgerechnet auf dem Friedhof!


Ansonsten gibt es noch einige interessante Gebaeude im Zentrum, die den Charme der Gruenderzeit verspruehen. Und Laeden mit Kraeuterzubereitungen fuer allerlei Wehwechen:


Zum Glueck hatte ich vorab per Telefon mein Hostel gesucht, denn tatsaechlich waren alle Hostels in der Stadt voll. Aber im "Tres Hermanos" ist man, wie so oft in Chile, freundlich und bemueht. Daher war es auch kein Problem, in meinem Zimmer das Sofa an die Wand zu kippen und eine Matratze fuer Gerry auf den Boden zu legen, da er sonst wohl keine Bleibe gefunden haette.
Am Abend ging es nach dem Streifzug durch die Stadt und den Friedhof zum Flughafen und 1500 km nordwaerts nach Puerto Montt. Auch diese Stadt wird gerne als Sprungbrett nach Patagonien bezeichnet, denn neben dem Flughafen ist hier auch ein grosses Busterminal, von dem aus etliche Verbindungen nach Chile und Argentinien starten.
Fuer die Nacht hatte ich einen Aufenthalt in einem Apartement mit einer grossartigen Aussicht auf Stadt und Hafen, die ich gar nicht so richtig auskosten konnte, da ich erst um 22 Uhr ankam und um 7 Uhr wieder zum Busbahnhof starten musste.
Wie so oft, gab es auch bei den hiesigen Buslinien keine Moeglichkeit, vorab zu reservieren. "Kommen Sie einfach vorbei, das klappt dann schon" - diesen Spruch kenne ich inzwischen gut. Nur, dass es diesmal beinahe nicht geklappt haette. Mit viel Glueck konnte ich einen echten "ultimo minuto"- Sitzplatz ergattern, dessen urspruenglicher Besitzer nicht aufgetaucht war. Und los ging es mit verquollenen Augen in Richtung Anden! Naechste Station: Bariloche.

25.1. 2009: Fährfahrt nach Punta Arenas

Wieder war früh Aufstehen angesagt, denn um 7:30 war Boarding auf der Fähre "Bahia Azul" nach Punta Arenas. Die Fahrt sollte etwa 37h dauern, und es gab nur Sitzplätze, die aussahen, als stammten sie aus einem Flugzeug der 50'er Jahre.
Daher verbrachte ich auch etwa 27 Stunden bei Wind und Wetter an Deck, zumal die Luft in der Passagierkabine schnell dick wurde. Am ersten Tag hatten wir ganz grosses Glück mit dem Wetter, da es zunächst nur leicht bewölkt war, und sich die Gletscher entlang des Weges in voller Pracht präsentierten!
Die Nacht wurde recht kurz, zunächst liefen noch Filme auf RTL2-Niveau bis um Mitternacht, danach musste ich versuchen, im Sitzen bei Motorenlärm und lautem Schnarchen meiner Sitznachbarn (zum Glück waren die Motoren lauter) ein paar Stunden Schlaf zu ergattern.
Am nächsten Morgen warteten dann die Magellaninseln in tief liegenden Wolken auf uns, auch das ein mystischer Anblick. Und dann: Pinguine im Wasser! Nur die Delphine wollten sich nicht blicken lassen, aber es soll dazu momentan auch nicht unbedingt die richtige Zeit sein.
So, jetzt geht bald mein Flug nach Puerto Montt; ich bin dann mal weg. ;-)

Die Pinguine waren leider etwas Fotoscheu

Dafuer habe mir mal diese Nahaufnahme von einem freundlichen Mitreisenden ausgeliehen (Foto: Gerry Seidman)

Der Gletscher "Deutschland"


Die Faehre im Hafen von Puerto Williams

Palabra de la Semana Nº 2

Und die Cuba Libre der Woche geht an: Gerhard!
War schon etwas gemein: Es ist ein aus dem Englischen übernommener Begriff, nämlich "Pen Drive", was wir gemeinhin "USB-Stick" nennen. Das hat schon eine Weile gedauert, bis ich verstanden hatte, was Jaime (ein junger Ingenieur, der momentan in Puerto Williams tätig ist) mit diesem Wort meinte.

Kommen wir zum nächsten Wort, schliesslich sind schon zwei Wochen meiner Reise um:


Wiken


Ja, das habe ich genau so gelesen! Diesmal dürfte es nicht so schwer sein, aber eine Cuba Libre ist trotzdem drin. Bisherige Gewinner sind von weiteren Gewinnen ausgeschlossen. ;-)
Ciao,
Uwe

Palabra de la Semana Nº 1

Da ich hier immer mal wieder über einige Worte stolpere (von Verständigungsschwierigkeiten wegen der Akzente mal ganz zu schweigen), möchte ich ab und zu mal eine meiner Entdeckungen vorstellen. Das Wort der Woche ist diesmal:


Pendrib
(deutsche Umschrift)


Wer errät, was es bedeutet, bekommt eine Cuba Libre ausgegeben!
Die Auflösung kommt mit dem nächsten Wort der Woche.
Ciao!

23.1.2009: Isla Navarino

Auch wenn hier die Uhren deutlich langsamer ticken, leider ist es jetzt nur noch eine einstellige Stundenzahl, bis ich meine Fähre besteigen und diese schöne Insel verlassen muss. Adios, Isla Navarino - ich werde sicher viel exotischere Plätze sehen, aber Dich werde ich nicht vergessen!
Zum Trost verspricht die Fährfahrt sehr spannend zu werden, und das Wetter scheint freundlich zu sein, was den Seegang betrifft.
Heute habe ich den Tag noch einmal genutzt, um etwa 7 Stunden zu wandern, wieder einmal über einen Haufen umgestürzter Bäume und durch Torflandschaften mit kleinen, aber tiefen Schlammlöchern als Überraschung zwischendurch. :-)
Die Dame des Hauses (meiner Unterkunft) wird heute Abend Königskrabbe zubereiten, also sollte ich nicht zu spät kommen!
Die folgenden 2-3 Tage werde ich wegen der Fahrt übrigens nicht berichten können, bitte habt also etwas Geduld. Nächste Stationen sind: Punta Arenas, Puerto Montt und Bariloche.
Ciao!

Was macht man mit einem gestrandeten Schiff?
Man baut es z.B. zum Clubheim aus, wie hier (Das Graue in der Mitte war mal ein deutsches Schiff)



...oder man baut eine Brücke darauf. An Einfallsreichtum mangelt es den Leuten hier jedenfalls nicht.





20.1.2009, Isla Navarino

Heute hatte ich mich mit einem ziemlich ausgedehnten Spaziergang begnuegt, da ich einerseits nicht unbedingt alleine durch die Berge wollte und andererseits die Achillessehne noch nicht ausreichend verheilt ist, um 4 Tage am Stueck zu wandern. Wenn das kein Grund ist, wieder herzukommen! Na Mike, erinnert Dich das nicht auch an den Hochvogel? ;-)
Der Wind wurde im Verlauf des Tages ziemlich stürmisch, so dass Internet und Telefon ausgefallen waren. Und so habe ich mich an der Küste ordentlich durchpusten lassen und dort und im Wald viele Vögel beobachten können. Abends gab es noch Pisco Sour in der Bar des Yachtclubs, in der ich mögliche Mitwanderen finden wollte, aber nur Seemannsgarn fand... Es war aber auch spannend, sich mit diversen Weltumseglern und Marinesoldaten zu unterhalten!
Und so schliesse ich den heutigen Bericht mit einigen, weiteren Bildern. Macht´s gut!

Dieses possierliche Tierchen habe ich noch nicht identifiziert, es wirkte wie ein Seeadler auf mich. Auf jeden Fall gross.

Hier waren Biber am Werk!

Alte Technik ist hier viel zu finden.

Neubaugebiete auch.

18.01.2009: Si el tiempo no te gusta...

...espere 15 minutos, so lautet ein örtliches Sprichwort: "Wenn Dir das Wetter nicht gefällt, dann warte 15 Minuten". :-)
An meinem ersten Tag auf der Isla Navarino stimmte dieses Sprichwort noch; bei der heutigen Tageswanderung sollte es etwas anders kommen...

8:30 Uhr gibt es Frühstück, Patrick und ich wollen zu einer Tageswanderung bis zum Fuss der höchsten Erhebung der Insel, den "Dientes de Navarino", aufbrechen. Der Weg soll uns zuerst über den "Cerro de Bandera" ("Flaggengipfel", tatsächlich weht hier die chilenische Flagge), dann über den "Rio sin nombre", weiter oberhalb der Baumgrenze zur "Laguna de salto" kurz vor den Dientes, führen. Dann wollen wir entlang des Flusses durch den Wald wieder zurück. Laut Julio soll das gemächlichen Schrittes in etwa 8h machbar sein.
Der erste Aufstieg bis auf 550m war zwar sportlich, aber recht einfach, auf gut beschilderten, ausgetretenen Pfaden. Julio beschrieb uns den weiteren Weg so: "Wenn Ihr an der Flagge angekommen seid, sucht anschliessend nach Steinen mit weissen Pfeilen, die Euch den Weg zu einem rot markierten Pfad weisen." Das war dann schon nicht mehr so einfach. Und der rot markierte Weg war definitiv nichts für Anfänger, führte er doch teils durch Schnee, teils durch Geröllhalden an steilen Abhängen und am Ende des Hinwegs einen wahrscheinlich 45 Grad steilen Abhang mit Steinen und Felsen hinunter. Dafür wird man entlang des Weges mit traumhaften, stetig wechselnden Aussichten auf die Berge, die Seen, Wald, Meer und Feuerland belohnt. Und zweimal kommt sogar mein Kompass zum Einsatz. DAS ist Bergwandern ganz nach meinem Geschmack!

An der Laguna de Salto angekommen, verweilen wir eine Zeitlang und geniessen die abgeschiedene Umgebung. Einziges Zeichen der entfernten Zivilisation ist das Geräusch eines Jets, der vermutlich von Ushuaia nach Punta Arenas unterwegs ist. Ansonsten rauschen hier nur das Wasser und die Bäume, deren Grenze wir inzwischen wieder erreicht haben.

Blick von der Geröllhalde auf die Laguna del Salto

Und dann beginnt der unerwartet unangenehme Teil: Die Rückwanderung durch den Wald und die Moore wird eine feuchte und rutschige Angelegenheit. Hatte ich schon erwähnt, dass die modernen Vibram-Sohlen extrem schlecht auf nassem Holz und und Gestein haften? Beim Rest der Wanderung waren die Schuhe sehr trittsicher, aber jetzt verliere ich ständig den Halt unter den Füssen. Patrick geht es nicht viel besser, einmal macht sein Hosenboden Bekanntschaft mit dem Waldboden. Es regnet inzwischen in Strömen, während ich mit meinem rechten Bein bis zum Knie in einem Schlammloch stecke. Da hilft auch kein Gore-Tex mehr, der Schuh ist voll. NA TOLL.
Das und die gefühlten 256 umgestürzten Bäume, die unseren Weg versperren, lassen den Rückweg zu einer langsamen Angelegenheit werden. Zum Glück ist die Zeit noch auf unserer Seite, denn es wird hier erst gegen 22 Uhr dunkel. Also das beste daraus machen, die Wildnis geniessen, auf die Rufe der Adler über uns hören, wie ein Duracell-Hase immer weiterlaufen und ja nicht den Weg aus den Augen verlieren!
Nach 11h Wanderung erreichen wir dann endlich völlig derangiert unsere Unterkunft und freuen uns tierisch auf das Kaminfeuer und ein reichhaltiges Abendessen. Meinen Plan, später noch in die Bar des Yachtclubs zu gehen, gebe ich schnell auf und falle wie ein Stein ins Bett. Vorher lese ich noch Isabelles SMS mit den Wahlergebnissen vom Sonntag: Ich werde also in ein Koch-regiertes Hessen zurückkehren. NA TOLL.

17.01.2009, Puerto Williams



Mit den Hühnern aufgewacht. Noch etwas dösen, dann gemeinsames Frühstück mit den Mitbewohnern. Es gibt gefüllte Pfannkuchen! Linke Achillessehne schmerzt, also keine längere Wanderung heute. Ein paar Schritte sollten es aber schon sein. Julio hat auch sofort einen Vorschlag parat, der Weg sollte etwa 3h dauern. 12 Uhr Treffen am Hostal Patagonia in der Strasse "Piloto Pardo". Sage der Gruppe, die die 4-Tages-Tour machen möchte, wegen meinem nicht ganz einsatzklaren Fuss ab. Danach schaue ich mich noch ein wenig im Ort um, mache ein paar Besorgungen und gehe zurück zum Hostal. Mit Patrick, dem belgischen Comic-Verleger, für den Abend zum Wettercheck beim Hafenmeister verabredet. Dann starte ich meine kleine Wanderung zum Parque Etnobotánico Omoro. Der Weg führt vorbei an einer einsamen Bucht mit Blick auf Feuerland in einen Wald, in dem man die Fauna und Flora dieser Gegend kennen lernen kann.

Meeres- Blätter und Wildwasser-Rauschen mischen sich ineinander. Im Wald ist es gegenüber der Bucht fast windstill und angenehm mild. Ich folge einem Lehrpfad, von dem es eine Abzweigung in einen "Moosgarten" gibt. Ja, richtig gelesen - in der Provinz Kap Hoorn sind Moose und Flechten die heimlichen Stars der Natur. Es gibt nur 5 Baumarten, aber weit über 800 Sorten von Moosen und Flechten. Der Lehrpfad ist liebevoll gemacht und das auch noch für mich ganz alleine! Nur später soll ich mal einer Gruppe von 4 Chilenen begegnen, ansonsten habe ich den Wald für mich. Im Verlauf des Pfades ändert sich der Wald minütlich, mal zu einer von Vögeln bevölkerten Lichtung, mal mit dicht beieinander stehenden und mit langhaarigem Moos behangenen Bäumen, mal voller totem Holz. Dies ist auch der Unterschied zu den Wäldern Mitteleuropas: hier ist der Wald eben ganz sich selbst (und den Bibern) überlassen.
Am Ende des Pfades komme ich am Rio Robalo vorbei, der bedeutend für die Wasserversorgung von Puerto Williams ist. Am Ufer des Flusses erkenne ich einen riesigen Vogel, den ich erst nach längerem Beobachten als solchen identifizieren konnte, weil er lange stillhielt. Wie mir Julio später erklärt, handelt es sich dabei um einen "Huairavo" (Nycticorax nycticorax), der hier einen ähnlichen Ruf geniesst, wie Raben bei uns. Entlang des Pfades kann man gelegentlich Muschelschalen finden, die Vögel hierher gebracht haben.

Abends gibt mir Julio ein Buch über hiesige Moose und erzählt mir, während ich einen Tee mit dem Heilkraut "Boldo" trinke, über Heilkräuter des Kontinents, z.B. "Ruda" gegen "Malo Ojo", den bösen Blick.
Meinen vorherigen Eintrag sende ich über das hiesige, teuere Internetcafé, in dem, wie anscheinend im ganzen Ort, die Verbindung gerne mal länger ausfällt.
Nach einem verzüglichen, hausgemachten Abendessen führe ich mit den beiden Patricks noch anregende Gespräche, glotze mit ihnen noch Miami Vice, verabrede mich für morgen zu einer Tageswanderung in die Berge und sinke danach ins Bett.

No te preocupes

...das waren die letzten Worte von Julio, dem Betreiber des Hostals in Puerto Williams am suedlichen Ende des Kontinents. Soll heissen: "Mach' Dir keine Sorgen" - die hatte ich mir naemlich gemacht, da es nicht so leicht ist, in dieses suedlichste Staedtchen der Welt zu kommen. Und ich sollte am Freitag bis spaetestens 17 Uhr dort sein, um die Reservierung fuer die Faehre bezahlen zu koennen, die am Samstag um 8 Uhr ablegen wird.
Es gibt keine direkten Verbindungen nach Puerto Williams. Man kann mit einer tagelangen Faehrfahrt von Punta Arenas oder sogar Puerto Montt (5 Tage) kommen, oder man nimmt einen Flug nach Ushuaia auf Feuerland und setzt dann mit einem Zodiak ueber oder nimmt ein kleines Flugzeug. Letzteres musste natuerlich sein, und Julio hat das fuer mich organisiert.
Da das Internetcafé bald schliesst, uebernehme ich ab dem Linienflug von Santiago nach Punta Arenas mal den Telegrammstil meines Notizbuchs:
Was fuer ein Anblick: Anden, soweit das Auge reicht! Sicht > 100 km. Im Seengebiet herrlich schroffe Berge mit natuerlichen Seen, Staudaemmen und Kraterseen. Hoffentlich kann ich spaeter am Boden einiges von dem geniessen, was ich jetzt auf dem Weg zur Suedspitze des Kontinents sehe. Endlose Weiten, fast keine Strassen erkennbar.

Zwischenstop in Punta Arenas, sieht etwas langweilig aus. Air Base mit Jagdflugzeugen. Technische Probleme am A319, Recherche nach Alternativen (Danke, Christian!), sonst koennte ich den Anschluss und die Faehre verpassen. Flugzeug kommt aber doch noch rechtzeitig in Ushuaia an. Formulare, Formulare. Argentinischen Zoll ueberredet mich direkt durchzulassen, da ich gleich wieder auf chilenischem Boden sein werde. Warten auf meinen Piloten. Ein Polizist hilft bei der Suche. Gefunden. Wieder Formulare. Zahlen nur bar und ni US$ oder Argentinischen Pesos. Hab ich beides nicht. Einziger Geldautomat geht nicht. Euro habe ich noch. Geht auch. Eiliger Abflug mit einer Piper Cherokee. 10 Minuten wilder Ritt mit guter Landung. Pilot ist erst 21.
Blick auf Ushuaia, Feuerland

Die Isla Navarino liegt suedlich von Feuerland. Puerto Williams: 2226 Einwohner. Julio holt mich ab. Meine erste Gepaeckkontrolle ausgerechnet auf diesem verschlafenen Flugplatz. Wetter wechselhaft bis stuermisch bei 8-14 Grad. Aber es ist eine wilde Schoenheit hier. Suche nach der Faehragentur, um Reservierung zu bestaetigen. Zahlbar nur in Bar. Treffe zwei Deutsche, die noch auf einen Platz warten. Sie sind erfahrene Hiker und schwaermen von der Insel. Fange an, meinen Nicht-Aufenthalt hier zu bereuen. Hole Bargeld und denke auf dem Weg ueber eine erneute Planaenderung nach. Rufe Airline an: Anschlussflug liesse sich verschieben. Wieder zur Agentur. Keiner da. Traumhafter Blick auf Hafen, Beagle-Kanal und schneebedeckte Berge. Sonnenstrahlen heben Felsen im Kanal hervor. Regenbogen. Freilaufende Pferde, Kuehe, Hunde, Huehner.
Puerto Williams, Isla Navarino, Region Kap Hoorn. Im Vordergrund liegt der Flugplatz.

Treffe eine Britin, die auch noch einen Platz auf der Faehre sucht. Hat viele Tips fuer einen Aufenthalt hier. Suchen auf der Faehre nach dem Agenten. Nette Crew grillt gerade zwischen den schon vertaeuten Autos. Captain hilft uns weiter. Agent kommt, als wir gerade die Faehre verlassen. Naechste Woche faehrt also doch eine Faehre. Warteliste mit 12 Eintraegen. RISIKO! Isabelle raet mir zu bleiben. Zurueck zur Unterkunft. Gemuetlich und familiaer. 2 Kaminoefen, 1 Hund, 1 Katze, 1 Papagei, 3 Huehner, 1 Hahn und 1 Biber. Spreche mit 2 belgischen Mitbewohnern. Schwaermen auch. ICH BLEIBE! Spaet abends Yacht Club, Pisco Sour, nette Leute, Anschluss gefunden. Kreuz des Suedens auf dem Heimweg. Gute Nacht.

Tag 3: Santiago de Chile, Bilder, Kommentare

Hola, nun sitze ich in einem gut ausgestatteten Internet-Café und kann schon mal ein paar Bilder hochladen, das erspart mir ein paar Tausend Worte. ;-)

Mein erster Blick auf die Anden, wenige Minuten vor dem relativ steilen Landeanflug.


Blick vom "Hausberg" der Stadt, dem Cierro de San Cristobal. Im Hintergrund sind schon erste Andengipfel zu sehen.


Oben auf dem Cierro San Cristobal ist immer noch Weihnachten...


Inzwischen ist meine Weiterreise nach Patagonien in trockenen Tuechern. War nicht ganz einfach mit der Unterkunft, schliesslich ist Puerto Williams nur eine kleine "Stadt" mit 2000 Einwohnern. Demnaechst also mehr von der Suedhalbkugel!

Ach ja: Ich habe die Kommentarfunktion geaendert, so dass Kommentare auch ohne Anmeldung hinterlassen werden koennen.

Macht's gut!
Uwe










Adios, muchachos!

Bevor ich mich wieder ins Getuemmel der Grossstadt stuerze, will ich allen, die hier mitlesen, beste Gruesse in die Heimat schicken. Speziell fuer die Dekanesen: Eigentlich hatte ich ja angekuendigt, am Montag Nachmittag noch eine Abschiedsrunde zu drehen. Da habe ich die Rechnung aber ohne all die Dinge gemacht, die noch erledigt werden wollten und sich hartnaeckig gegen die Erledigung wehrten. Dafuer verspreche ich Euch jetzt schon, dass es einen "Wieder-Einstand" geben wird. Bei dem habe ich ohnehin viel mehr zu Erzaehlen als vor dem Abflug. ;-)
Lasst Euch bis dahin nicht unterkriegen und lasst meine Datenbanken heile! :-)
Hasta la vista,
Uwe

Fwd: Tag 1 1/2: Flug und Santiago de Chile

Buenos dias, hier schreibe ich nun von einem Steinzeit-Computer im "Hotel Paris" im Zentrum von Santiago de Chile. Wenn ich mal ein gut bestuecktes Internet-Café auftreibe, kann ich hoffentlich auch mal erste Bilder hochladen. Bis dahin kann ich aber schon einmal berichten, dass der Flug soweit angenehm verlief (14,5h und ein cooler Landeanflug knapp ueber Andengipfeln) und - wie ich das schon von LAN Chile gewoehnt bin, recht komfortabel und freundlich. Und vor allem mit beliebig viel chilenischem Wein in der Touristenklasse. ;-) Kaum am Flughafen angekommen, habe ich Bekanntschaft mit Mauricio geschlossen, der in Santiago Heimaturlaub macht und auch mit mit meinem Flug kam. Sein Kumpel hatte ihn abgeholt und mich bei dieser Gelegenheit gleich mit in die Stadt gefahren, wo ich gleich zu einem typisch chilenischen Mittagessen im Restaurant "Transiberia", das der Bruder von Mauricio betreibt, kam: "Porotos con pilco", ein leckerer Gemueseeintopf mit vielen Bohnen. Die Zeitverschiebung, wenig Schlaf im Flugzeug und die Gelbfieberimpfung haben mich dann frueh ausgeknipst, so dass ich jetzt gut ausgeschlafen die Stadt erkunden kann. Macht's gut!


Die "Wunderbar" im Bellavista-Viertel Santiagos. Der Einfluss deutscher Einwanderer ist ueberall in Chile sichtbar.

d-0: Endstress

Es gibt kein Glück für den Menschen, der nicht reist. In Gesellschaft von Menschen wird auch der Beste zum Sünder … also brich auf. Des Wanderers Füße sind wie eine Blume: seine Seele wächst, erntet Früchte; seine Mühen verbrennen seine Sünden. Also brich auf! Wenn du rastest, rasten auch deine Segnungen; sie stehen auf, wenn du aufstehst, sie schlafen, wenn du schläfst, sie regen sich, wenn du dich regst. Gott ist der Freund der Reisenden. Also brich auf.
(Aitareya-Brahmana)

So, der Blog steht, die Frisur auch, jetzt haste ich allerschnellstens in Richtung Frankfurt, versuche noch einen dringenden Behördengang abzuhaken und mir dann vor dem Abflug doch noch eine Impfung verpassen zu lassen.