9.4.2009: Geysire, Wüste und Salvador Dalí

Heute sollte wieder ein Rekord im Frühaufstehen aufgestellt werden: 4:30 Uhr war Aufbruchszeit, da der Jeep heute noch eine Tour von etwa 12 bis 13 Stunden und geschätzten 600 km vor sich hatte. Dies betraf zwar nur einen aus unserer Gruppe, der wieder zurück nach Uyuni wollte, aber natürlich mussten wir uns auf ihn einstellen. Dafür versprach uns Ruben, unser Fahrer, daß wir sehr früh an den heißen Quellen sein werden, wenn es dort noch schön ruhig ist. Das klang gut, schließlich hatten wir alle Bedarf nach heißem Wasser, zumal es in unserer jetzigen Unterkunft auch keine Möglichkeit zu duschen gab - was man morgens auch an der Luft in unserem Zimmer merkte.

Was dampft denn da?

Unglaublicherweise schafften wir es alle, rechtzeitig wach und im Jeep zu sein. Das war dieses mal auch nicht so schwer, immerhin schliefen wir alle fünf im gleichen Zimmer, so daß nicht welche im anderen Zimmer verschlafen konnten. Und so verließen wir die Laguna Colorada, auf die ich gerne noch einmal einen Blick im Morgenlicht geworfen hätte, bei fast völliger Dunkelheit, um schließlich auch noch deutlich vor Sonnenaufgang an den Geysiren von "Sol de Mañana" ("Morgensonne") anzukommen. Bei der Ankunft auf 4850 m war die Morgensonne selbst noch nicht da, dafür waberten gespenstische Dämpfe über einer Kraterlandschaft im Morgengrauen. Je näher wir den Dampfwolken kamen, um so lauter wurde das Zischen eines einzelnen Geysirs, das den Motor unseres Jeeps übertönte.


Aaah, Geysire!
Dieses Geschoss hier erreicht je nach Tagesform 10 bis 50 m Höhe.


Dann stand sie vor uns - die im Vorfeld häufig erwähnte Fumarole des Geysirs von Sol de Mañana, kraftvoll senkrecht emporschießend und laut zischend, so daß man den Lärm in direkter Nähe kaum aushalten konnte. Allerdings wollte ich es mir nicht nehmen lassen, einmal persönlich zu testen, wie heiß denn der Dampf ist, der an dieser Stelle aus dem schmalen, übrigens von Menschen gebohrten Loch austritt. Nun, in 1,50 m Höhe ist es jedenfalls schon wieder angenehm warm, besonders, wenn die Umgebungstemperatur am frühen Morgen noch unterhalb des Gefrierpunktes liegt!
Aber auch in der näheren Umgebung gab es noch einiges zu entdecken: Angefangen bei dem von verschiedenen Mineralien eingefärbten Ascheboden, darin etliche, teils mannsgroße Schlammlöcher, in denen es kochte und brodelte und aus denen gelegentlich auch heißer, grauer Schlamm ausgeworfen wurde. Ein etwas zu neugieriger Besucher machte einen schönen Sprung rückwärts, als im der heiße Schlick entgegenflog!
Ruben erklärte uns bedeutungsvoll, daß wir uns direkt auf einem aktiven Vulkan bewegen würden und daß in der näheren Umgebung an etlichen Stellen glühende Lava beobachtet werden könnte. Dann mahnte er uns zur Weiterfahrt nach Aguas Calientes ("heiße Wasser"), wo wir am Rande einer Lagune im heißen Wasser baden könnten und dort auch unser Frühstück zu uns nehmen würden.

Willkommen auf einem aktiven Vulkan!
Diesen brodelnden Schlammassen sollte man nicht allzu nahe kommen.
Spannende Bilder bei Tageslicht gibt es bei flickr oder Wikimedia.

Gesagt, getan, weiter ging es auf Staub- und Steinpisten, mit dem Licht der aufgehenden Sonne zu unserer Linken. Hier verpasste ich auch eine Fotogelegenheit, die ich wohl nie vergessen werde; nicht, weil ich mich über die verpasste Gelegenheit ärgere (ich wollte auch nicht zum x-ten Mal den Jeep stoppen lassen), sondern weil ich mir stattdessen das Bild eingeprägt habe: Auf einer schnurgeraden Piste leicht abwärts rollend, blicken wir auf farbige Berge (ein wenig wie im unteren Bild), zu deren Fuß eine Lagune liegt. Dabei werfen selbst die kleinsten Steine lange Schatten durch die noch sehr tief stehende Sonne, und die Piste selbst ist durch die Schatten der kleinen Erdwälle an den Seiten noch komplett dunkel, so daß der Blick des Betrachters in den vollen Genuß der schon beleuchteten Berge und der Lagune kommt.
Auch wenn die Straße zu den heißen Quellen leicht abfiel, so waren wir bestimmt noch auf 4800 Metern Höhe, und da sich Isabelle "etwas eingefangen" hatte, hatte ihr Körper schwer damit zu kämpfen - immerhin ist der Partialdruck des Sauerstoffs in dieser Höhe nur noch bei 40% dessen in Meereshöhe. Und so beschränkte ich mich statt zu baden darauf, meine schwächelnde Patientin mit Coca-Tee, Coca-Cookies und Zuspruch zu versorgen.

Die "Salvador Dalí"-Wüste. Die Bezeichnung liegt nicht so fern, oder? Vergrößern!

Nach dem Frühstück war die Lage ein wenig besser, so daß wir wieder beide die bizarre Schönheit der vorbeirauschenden Landschaft einigermaßen genießen konnten, so z.B. der "Salvador-Dalí-Wüste", einer Steinwüste, die von vielfarbigen Bergen gesäumt ist. Es hätte mich wenig verwundert, wenn jetzt noch ein paar langbeinige Elefanten durchs Bild marschiert wären...
Wieder lag in etwa eine Stunde Fahrt vor uns, bei der es inzwischen wieder bergauf ging, zum Höhenrekord meiner Reise: 5020 Meter. Dort liegen direkt nebeneinander die Laguna Blanca sowie die weitaus interessantere (und bekanntere) Laguna Verde, die Ihren Namen aufgrund der Färbung durch den hohen Magnesiumgehalt bekommen hat. Nach Angaben unseres Fahrers bedarf es allerdings des Windes, um durch Verwirbelung im Wasser die grüne Farbe richtig sichtbar zu machen. Andere Quellen behaupten, daß die Färbung vom Stand der Sonne abhänge. Wie dem auch sei, die Bedingungen waren nur für ein leichtes Smaragdgrün vorhanden, nicht ganz so, wie ich es vorher auf manchen Fotos gesehen hatte. Aber was ist in Zeiten von Photoshop schon noch echt? Jedenfalls ist mir auch dank Photoshop eine schöne Panoramaaufnahme gelungen, die die 3,7 x 2,3 km große Lagune in ihrer vollen Ausdehnung zeigt.

Die Laguna Verde (grüne Lagune) auf 5020 Metern. Ein Hauch von Smaragdgrün ist im Wasser schon zu erkennen. Unbedingt durch Anklicken vergrößern!

Auf dem Vulkankegel, der hinter der Lagune auf etwa 6000m ansteigt, befindet sich übrigens noch ein Kratersee, der ebenfalls grün gefärbt ist und daher einige unverwüstliche Bergwanderer anzieht. Mich vielleicht auch beim nächsten Mal... ;-)
Es blieb uns eine halbe Stunde, um über diese traumhafte Landschaft zu meditieren, dann war wieder Weiterfahren angesagt. Nun nahte leider das Ende unserer Tour, es ging noch ein wenig gen Südwesten, bis wir an einen Grenzposten kamen, an dem wir von unserem Jeep auf einen Kleinbus umsteigen sollten, der uns nach San Pedro de Atacama in Chile bringen würde.
Wir sammelten noch ein stattliches Trinkgeld für unsere zwei lieben Begleiter, verabschiedeten uns von ihnen mit einer Umarmung, holten uns noch unseren Ausreisestempel in einem kleinen Verhau und bestiegen den Kleinbus in die Atacama-Wüste.
Es ging schnell bergab, und mit der abnehmenden Höhe nahm auch Isabelles Verfassung wieder sichtlich zu. Nach wiederum einer guten Stunde Fahrt, auf der wir wehmütig zurück aber auch interessiert nach unten ins wüste Tal schauten, erreichten wir den Rand von San Pedro de Atacama, offiziell einer Oase in der trockensten Wüste der Welt. Der paranoide chilenische Zoll sorgte noch für einige Wartezeit, da hier aufwendig jedes Gepäckstück nach Agrarprodukten durchsucht wurde - nicht nur stichprobenartig. Dann durften wir weiter ins Innere der schnuckeligen Stadt in der Wüste. Hier wirkte es gleich wieder recht aufgeräumt und freundlich, viele Hippies waren anzutreffen, entsprechende Shops und Cafés waren im Ortskern zu finden, und so ließen wir uns auch zum Mittagessen in einem feinen Lokal nieder, bevor es anschließend mit einem Linienbus durch die Wüste nach Calama weitergehen sollte, von wo aus uns noch an diesem Abend ein Flugzeug nach Santiago de Chile bringen sollte.

Blick über die trockenste Wüste der Welt, die Atacama-Wüste in Chile, zu den schneebedeckten Bergen - u.a. dem Ollagüe, den wir gestern erst von der anderen Seite betrachtet hatten.

Der bequeme, nur leider nicht klimatisierte Bus brachte uns sicher in - ratet mal! - etwa anderthalb Stunden nach Calama, wo wir praktischerweise in einer Straße voller Friseurläden abgesetzt wurden. Dieses Zeichen nutzten wir beide, um uns äußerlich schon mal wieder in die Zivilisation einzugliedern. Unsere beiden Schnitte (Waschen, Schneiden, Fönen) kosteten zusammen etwa sieben Euro (!) und wurden von einem jungen Ehepaar bolivianischer Herkunft durchgeführt, die sich natürlich sehr für unsere Eindrücke von der soeben beendeten Tour interessierten.
Mit dem Taxi ging es dann zum Flughafen von Calama, wo ich einen günstigen Flug für den späten Abend ergattern konnte. Beim Warten auf den Abflug schlief ich beinahe ein, es lagen ja auch schon 19 wache und ausgefüllte Stunden hinter mir! Es folgte ein schöner Nachtflug in Küstennähe mit Zwischenstop in Antofagasta, und der Kreis meiner Reise schloß sich dann wieder im "Hotel Paris" in Santiago. Morgen wollte ich Isabelle noch etwas von der Stadt zeigen, aber erst einmal war ein guter und fester Schlaf angesagt!

8.4.2009: Sur Lípez

5:30 Uhr Ortszeit, das Frühstück ist vorbereitet. Wieder einmal gibt es einen schönen Sonnenaufgang zu erleben, wieder einmal haben wir ein großes und holpriges Stück Strecke vor uns, wieder erwarten uns Eindrücke in den kommenden 16 Stunden, die genug für eine Woche wären.

Ein Meer aus versteinerten Korallen blieb hier stehen, als vor Tausenden Jahren das Wasser abfloss.

Wir verlassen unser Salzhotel, in dem wir einen guten Schlaf verbracht hatten und fahren weiter gen Süden in die Provinz "Sur Lípez". Auch in dieser Gegend gab es dereinst Salzwasser, das bei der Hebung der Anden - im Gegensatz zum Salzsee von Uyuni - abfloss und zwar versalzene Erde, aber keine deckende Salzfläche hinterließ. Außerdem blieben Abertausende versteinerter Korallen zurück, die in mir als frisch gebackenem Taucher seltsam morbide Empfindungen auslösen.

Bolivien. Endlose Weiten.

Gute anderthalb Stunden waren wir auf der salzigen Staubfläche unterwegs, bis wir an einen Ort nahe der chilenischen Grenze kamen, von dem aus wir den bereits in Chile gelegenen, aktiven Vulkan Ollagüe beobachten wollten. Der hüllte sich allerdings weitestgehend in Wolken, nur für einige Sekunden war mal die senkrecht emporschießende Fumarole zu erkennen, die der Vulkan beständig ausbläst. Dafür war unser Beobachtungsposten aber nicht minder interessant, denn wir standen auf versteinerten Wellen von einst flüssiger, dann wohl schnell erkalteter Lava - so, also ob zu den versteinerten Korallen hier nun das versteinerte Meer zu finden sei.

Das ist die perfekte Welle!

An einigen, wenigen Stellen zwischen den versteinerten Wellen wächst ein Moos namens "Yareta", das wir bereits in Peru in großer Höhe gesehen hatten. Es wächst tatsächlich erst in Höhen oberhalb von 4000 m, etwa 1 cm pro Jahr. Sein Erscheinungsbild gleich oft einem riesigen Gehirn, weshalb man sich in dieser Umgebung wie in einem Bühnenbild früher Star Trek-Filme fühlen kann. Das vertrocknete Innere nehmen die Einheimischen gerne als Zunder beim Feuermachen.

"Braiiiiins..."

Weiter ging es auf staubigen und steinigen Wüstenpisten, bis nach einer kleinen Anhöhe plötzlich ein Bergpanorama auftauchte, das wegen seiner vielen Farben begeistert. Speziell ein Berg fällt hier ins Auge, er wird "Berg der sieben Farben" genannt, wobei "sieben" reichlich untertrieben ist. Gut, es lassen sich leicht sieben grundverschiedene Farben dort erkennen, besonders außergewöhnlich dabei grün und blau, aber in dem von Ockertönen dominierten Marmorkuchen sind sicherlich hunderte Farbtöne vertreten!
Gerne hätten ich hier noch das eine oder andere Stündchen verbracht und einfach nur über die Schönheit dieser wüsten Landschaft meditiert, aber neben dem straffen Zeitplan sorgte vor allem der scharfe und kalte Wind dafür, dass sich alle fünf Tourmitglieder schon bald wieder im warmen Jeep einfanden.
Netterweise sollten uns noch einige solche Berge entlang der Route begegnen, aber dieser hier ist schon etwas ganz Besonderes!

"La montaña de siete colores", der Berg der sieben Farben

Vorwärts ging es also, und schon wieder wartete ein Leckerbissen für die Augen auf uns, so daß ich bald schon nicht mehr sagen kann, was der schönste Teil des Tages war. Es sollte noch mehr werden... Aber zunächst eben der "steinerne Baum", ein Felsblock, der im Laufe der Jahrtausende von Wind und Wetter so abgeschliffen wurde, daß er wirklich an einen, wenn auch etwas fremdartigen, Baum erinnert. Rund um den "Baum" waren noch weitere, spannend erodierte Felsformationen, doch wer die sehen will, muss dann schon einen meiner geplanten Vorträge besuchen! :-)


"Árbol de Piedra", der Baum aus Stein


Nach wieder über einer Stunde Fahrt über Stock (nicht so viel) und Stein (sehr viele und große), die wirklich nur noch mit einem Allradantrieb zu bewältigen war, tauchte dann plötzlich Wasser vor uns auf. Wir waren an der Laguna Hedionda angekommen! Die etwa 2,5 mal 2,5 km² große, auf 4532 m gelegene Lagune ist vor allem durch schwefelhaltige Verbindungen geprägt, beherbergt aber etliche Organismen, die offensichtlich den Flamingos gut schmecken. Und so gab es Flamingos aus ziemlich kurzer Entfernung zu sehen, die durch das Wasser staksten und mit ihren krummen Schnäbeln nach kleinem Getier fischten. Praktischerweise hatten wir jetzt genug Zeit, die Lagune und ihre Gäste in Ruhe zu beobachten, während unser Mittagessen auf dem nahegelegenen Parkplatz zubereitet wurde.

Kein eleganter Flieger, aber schön anzusehen: Flamingo in der Laguna Hedionda

Mit etwas Abstand von dem zeitweise üblen Schwefelgeruch ließ es sich dann schon besser essen. Während unseres Mahls konnten wir einen Wüstenfuchs (Verzeihung: Andenschakal) beobachten, der in der Nähe herumlungerte und auf Essensreste der Reisegruppen spekulierte.
Der restliche Teil der Strecke sollte nun von Lagunen geprägt sein, z.B. einer kleinen, an ihren Ufern grün bewachsenen Lagune, an der wir einige Vicuñas zu Gesicht bekamen.

Junge Vicuñas; Es ist übrigens das Wappentier Perus.

Vicuñas sind die wilden Vorfahren der Alpacas, die in den Siebzigern nahe an der Auslöschung standen, da ihr Fell extrem begehrt ist. Es soll die feinste Wolle der Welt sein, feiner noch als Angora oder Alpaca, weshalb ein Kilo dieser Wolle derzeit einen Marktwert von 400 US-Dollar hat. Kein Wunder, daß die armen Viecher gnadenlos bejagt wurden. Dann wurden Tierschützer und später auch die Landespolitik auf das Problem aufmerksam und bildeten Nationalparks, in denen die Bestände sich nun langsam erholen können.

Die Laguna Honda. In der Vergrößerung (anklicken!) sieht man einen kleinen, schwarzen Punkt rechts auf der Straße - ein Jeep.

Vorbei an der Laguna Honda fuhren wir zu unserer Tagesetappe, der Laguna Colorada ("farbige Lagune"). Ihr Name kommt natürlich nicht von ungefähr - eine rote Algenart, die von den reichlich vorhandenen Mineralien im Wasser lebt, Gras, weiße Borax-Verbindungen, die wie Eisschollen aussehen, scharenweise Flamingos und nicht zuletzt auch bläulich schimmerndes Wasser machen diesen flachen See auf 4278 Metern über Meereshöhe zu einem besonderen Farbgenuss!

150°-Panorama der Laguna Colorada im Abendlicht (anklicken!). Farbigere Aufnahmen gibt es hier oder hier.

Bei der Anfahrt über eine Abschüssige Piste wurden wir schon von dem rötlichen Anblick des Sees empfangen. Dennoch brauchten wir zunächst einmal eine kleine Stärkung und vor allem einen heißen Coca-Tee im Bauch, denn nach wie vor blies draußen ein kalter Wind. Dann ging es noch einmal hinaus ins rauhe Klima, um ein wenig am Ufer des Sees entlang zu wandern und die Sicht in die einsame Ferne zu genießen. Zu Sonnenuntergang waren wir dann schon wieder an unseren einfachen Hütten, da die Kälte schnell hereinbricht, wenn die Sonne weg ist. So sahen wir zu, daß wir in unserem Fünfbettzimmer (hier gab es auch nichts anderes) schnell in unsere Kojen kamen, um noch ein wenig Schlaf vor dem nächsten Morgengrauen zu tanken. Vor dem Morgengrauen stand noch das Nacht-Grauen, das aus dem Gang zur Toilette bestand. Weiteres führe ich hier lieber gar nicht erst aus, allerdings konnte das auch nicht die traumhaften Eindrücke dieses Tages trüben!

Flight Level 140, ohne zusätzlichen Sauerstoff!

7.4.2009: Noch mehr Salar de Uyuni

Heute war wieder sehr früh Aufstehen angesagt, denn wir wollten zum Sonnenaufgang am Krater des Volcán Tunupa sein.
Geplant war: Frühstück um 5:00 Uhr, dann Aufbruch mit dem Jeep bis zum Beginn des Wanderweges nach oben um 5:30 Uhr. Wie das so ist, wenn man mit einer Gruppe unterwegs ist, haben wir es dann nicht ganz so früh geschafft. Was vielleicht gar nicht verkehrt war, denn als wir nach sechs Uhr aufbrachen, war es immer noch relativ dunkel, so dass wir auf dem holprigen Weg nach oben leicht hätten fallen können.
So erlebten wir dann den Sonnenaufgang auf dem Weg nach oben, wobei wir uns zwischendurch immer wieder umdrehten, um das sich minütlich verändernde Farbspiel auf der schier endlosen, weißen Fläche zu bewundern. Was nebenbei auch der bei über 4000m recht knappen Puste zugute kam.

Salar de Uyuni, bei Sonnenaufgang vom Vulkan Tunupa aus betrachtet.
Im Licht Mitte links die kleine Isla Incahuasi, die Berge dahinter sind etwa 80 km entfernt.


Bis zu einem Steinhaufen sollten wir gehen, hatte unser Fahrer Ruben gesagt. Im Touristen-Tempo dauerte es dann auch etwa anderthalb Stunden, bis wir diesen Steinhaufen erreichten, von dem aus sich ein eindrucksvoller Blick auf den farbenfrohen Kraterrand des Vulkans bot. Noch war die Luft sehr kalt und der Schnee auf den Spitzen des Kraters passte gut ins Bild, aber die inzwischen herausgekommene Sonne begann uns bereits zu wärmen.
Ein paar von unserer Gruppe waren voller Eifer den Krater zu erreichen und marschierten weiter aufwärts. Ein Stück weiter weg vom Steinhaufen ging ich auch, allerdings zog ich es dann vor, die traumhafte Aussicht lieber in Ruhe von dort aus zu genießen. Die Eifrigen bemerkten übrigens nach einer weiteren Stunde Wegs, daß der Krater - wie so oft in den Bergen, wenn Vergleichsgrößen fehlen - noch wesentlich weiter entfernt war, als es vom Steinhaufen aus schien.

Blick auf den eindrucksvollen Kraterrand des Tunupa aus etwa 4500m

Der weitere Plan sah vor, daß wir uns unten im Hostel zum Mittagessen treffen und danach etwa ins Zentrum des Salar zur Isla Incahuasi (auch Isla Pescado genannt) und von dort weiter nach Süden fahren. Ohne Jeep war es ein deutlich längerer Weg nach unten, also brachen wir gegen halb Zehn auf und stiegen zwischen Steinmauern, Lamas, Kakteen und Feldern von rotem Quinoa ab.
Nach dem (leckeren!) Mittagessen sausten wir im Tiefflug auf direktem Wege zur Isla Incahuasi, die tatsächlich wie eine Insel inmitten eines Meers aus reinem Salz liegt. Neben massenweise Tagesausflüglern fanden sich dort vor allem riesige Kakteen, teils bis zu zwölf Meter hoch und geschätzte 1200 Jahre alt. Außerdem gab es von der Spitze der Insel einen traumhaften Ausblick rund um den Salzsee mit einer Sichtweite von etwa 80 Kilometern!

360°-Panorama rund um die Isla Incahuasi


Die Kakteen erreichen hier Höhen zwischen acht und zwölf Metern

Nach etwa anderthalb Stunden Verweildauer stiegen wir wieder in unseren Jeep und fuhren gen Südwesten, wo wir am Rand des Salar noch ein letztes Mal auf der Salzfläche pausierten. Dort ist die Salzdecke nur noch wenige Zentimeter dick und wird durch den darunter liegenden, schlammigen Boden in unregelmäßigen Abständen immer wieder aufgebrochen, was den Eindruck einer Mondlandschaft noch verstärkt. Aus den herausgebrochenen "Salzbrettern" lassen sich übrigens nette, kleine Kunstwerke basteln. Das inspirierte uns dazu, ein Salz-Kartenhaus zu bauen und für die Nachwelt - wenigstens bis zur nächsten Regenzeit - stehen zu lassen.

Am Rand der Salzfläche


Ein Kartenhaus aus Salz!

Unsere beiden Begleiter Ruben und Nena vergnügten sich ebenfalls wie die Kinder mit dem Konstruieren bizarrer Objekte, aber bei der Fertigstellung des Kartenhauses drängte Ruben auf die Weiterfahrt, da wir noch einiges an Strecke zu bewältigen hatten, bevor wir unsere Schlafstatt erreichen sollten. Zudem standen noch zwei Grotten auf dem Plan, darunter die so genannte "Galaxy Cave". Diese Höhle wurde erst 2001 entdeckt, nachdem eine große Dürre viele Menschen aus dieser Gegend vertrieben hatte und zwei Männer versuchten, in einer der Höhlen Mumien zu finden, um den Tourismus in dieser Gegend anzulocken. Dabei stießen sie zwar auf keine Mumien, dafür aber auf eine kleine Höhle, in der Korallen und Algen nach dem Abfließen des Wassers vor Tausenden Jahren versteinert zurück blieben. Auch hier boten sich wiederum Anblicke wie aus einer anderen Welt. So etwas hatte noch keiner aus unserer Gruppe gesehen! Um die Höhle herum standen etliche angeblich versteinerte Kakteen, die mich eigentlich mehr an die Röhrenschwämme erinnerten, die ich erst vor kurzem unter Wasser gesehen hatte.

Blick an die Decke der "Galaxy Cave"

Inwzischen war es Abend geworden und Zeit, unser Hotel für diese Nacht aufzusuchen. Es sollte diesmal tatsächlich die Qualitäten eines Hotels haben - wenigstens architektonisch, denn in Bolivien scheinen Hotelangestellte ihre Kasse aufzubessern, indem Handtücher und Toilettenpapier und warme Duschen separat verkauft werden. Dafür war es geräumig, hell und nett eingerichtet und überdies nahezu komplett aus Salz, einschließlich der Tische, Stühle, Böden und Betten! OK, die Matzratzen waren noch aus Stoff... :-)


...und ein Hotel aus Salz!

Es erwartete uns noch einer der schönsten Sonnenuntergänge meiner Reise, den alle andächtig schweigend bewunderten. Nach einer weiteren, leckeren Mahlzeit, die unsere Köchin Nena zubereitet hatte (wer kann schon von sich behaupten, daß Nena für ihn gekocht hat?), kamen noch vier Kinder aus dem nahen Dorf vorbei, um uns für Leckerli und Kleingeld ein paar Lieder und Tänze (naja, Bewegungen) darzubieten. Der Generator lieferte noch für eine gute Stunde Strom, so konnten die Akkus für den nächsten Tag wieder aufgeladen werden. Am Ende eines perfekten Tages sanken wir schnell und glücklich in den Schlaf.