Operación Milagro

Hier nun Beispiel Nr. 2: Die Taxifahrt von Santiago nach Chivirico.

Eigentlich impliziert das noch Beispiel Nummer 3, weil wir den Mietwagen wieder in Santiago abgeben mussten und das Büro dort nicht besetzt war, aber das ist zu einfach. ;-)

Nach Abgabe des Mietwagens suchten wir uns ein Taxi und ernteten bei der Angabe unseres Ziels ("Hotel Sierra Mar") erst einmal hängende Mundwinkel von den Taxifahrern - offensichtlich hatten sie Angst um ihr heilig´s Blechle, weil sie den Zustand der Strasse dorthin kannten. Schliesslich fand sich ein bereitwilliger Fahrer mit einem abgetakelten Lada, der mal auf zwei, bergauf auch mal auf einem Zylinder dahinkeuchte. Erst einmal musste der Tank gefüllt werden, denn entlang dieser Strasse gibt es keine Tankstelle. Dann fuhren wir noch in eine Einfahrt, hinter der weitere Ladas standen. Wir hofften schon, dass wir das Auto wechseln würden, aber weit gefehlt: Der Taxifahrer wollte nur noch irgendeine Fracht bei irgendjemandem abgeben.


Das quasi nicht vorhandene Innenleben unseres Taxis von Santiago nach Chivirico.


Weiter ging es durch die Strassen von Santiago bis zum Stadtrand, an dem unser Fahrer fragte, ob es uns stören würde, wenn er noch einen Cousin ein kleines Stück mitnähme. Da es hier völlig normal und bei dem teilweise nicht vorhandenen, öffentlichen Transport eigentlich Bürgerpflicht ist, Leute mitzunehmen (haben wir mit dem Mietwagen auch schon gemacht), bejahten wir und *schwupps* sass auch noch die Cousine oder wer auch immer noch mit drin. Beide sprangen dann nach 5km wieder raus, während draussen bereits die Nacht anzubrechen begann. Das wäre in Deutschland ja kein grosses Problem, aber mit nur einem Scheinwerfer, der gelegentlich mal ausfiel, waren die manchmal gewaltigen Schlaglöcher nicht immer rechtzeitig auszumachen. So dauerte es auch nicht lange, bis der erste Reifen platt war und das glücklicherweise vorhandene und aufgepumpte Ersatzrad montiert werden musste.

Ab jetzt fuhr unser Fahrer deutlich vorsichtiger, schliesslich hätte der nächste Platten das Ende der Fahrt bedeutet. Und für den Rest der Fahrt sollte auch kein weiteres Fahrzeug mehr hinter uns auftauchen, es wäre also auch schwer geworden, per Anhalter weiter zu kommen.

Letzten Endes brauchten wir für eine Strecke von 60km, die bei dem derzeitigen Strassenzustand bestenfalls in 1:15h machbar ist (siehe Beispiel 3 unten), etwa 3h. Zum Ausklang des abenteuerlichen Rittes in der Knochenmühle liessen wir uns unter lautem Knattern und Spotzen bis vor die offene Lobby fahren. :-)

Zum Lohn gab es am nächsten Morgen dafür eine herrliche Aussicht aus unserem Zimmer!


Blick aus unserem Hotelzimmer bei Sonnenaufgang

Beispiel 3: Taxifahrt und Flug zurück nach Havanna.

Wie in den meisten Hotels Kubas gab es auch in unserem eine Reiseagentur. Da wir am Vortag am Flughafen Santiago keinen Erfolg beim Erwerb eines Tickets hatten ("alles ausverkauft", kennen wir ja schon), versuchten wir es also dort. Und - siehe da - nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte uns Maria von der Agentur einen Flug für Mittwoch zusichern, den wir auch sogleich bezahlten. Auch das Taxi liessen wir gleich bestellen.

Mittwoch war dann noch genug Zeit, um morgens nochmal eine Runde im klaren, warmen Karibikwasser zu schwimmen, zu packen und auszuchecken. Während des Packens rief dann aber Maria auf dem Zimmer an, um uns mitzuteilen, dass der Flug nun doch für Donnerstag gewesen sei... etwas hanebüchen... Also war es wieder an der Zeit, zunächst einmal fleissig zu argumentieren und dabei eine (ehrlich) verzweifelte Miene an den Tag zu legen. Letzten Endes riet uns Maria nach einem Telefonat mit dem Kollegen am Flughafen, einfach hinzufahren und es dort zu versuchen. Vielleicht gäbe es ja doch noch Plätze (kennen wir auch schon). Das einzige Problem war die fortgeschrittene Uhrzeit und das noch benötigte Taxi. Ein Wagen stand sogar vor dem Hotel, der Fahrer war aber mit einem anderen Wagen unterwegs. So blieb nach Marias Worten nur noch die Hoffnung auf ein Wunder ("Milagro"), das darin bestand, ein Taxi von einem nahegelegenen Hotel abzuziehen und dann in weniger als 1 1/2 Stunden die Schlaglochpiste zurück zu fahren.

Und wie das eben so läuft auf Kuba: Es hat funktioniert! Wir hatten den wohl schnellsten Taxista der Insel erwischt und dann noch Tickets für einen Flug bekommen, der gar nicht auf dem Flugplan stand... was soll ich da noch sagen? Buenas Noches, vielleicht.

3 Kommentare:

  1. Hey,

    Du wolltest doch Abenteuer, jetzt hast Du es. Also meckere nicht über das arme Auto. Das kann auch nichts dafür, dass es so bescheiden ausschaut. ;)

    Autos haben früher nun mal so ausgesehen. Denk mal an alte Renaults oder die Marke Simca. Au weia! Da gab es keine aufwendig gestylten Mittelkonsolen. Es gab allerdings auch nichts an Technik, die man hätte reinstopfen können.

    Dafür konnten junge Verliebte während der Fahrt füßeln. ;) Wenn ich das heute in meinem Auto probiere, dann breche ich mir direkt beide Beine. :)

    Ich weiß ja nicht, wie Deine Eltern als junge Leute gereist sind. Meine sind mit ähnlichen Gefährten über die Alpen nach Italien gefahren. Das war damals eine halbe Weltreise.

    Aber das Fot-o-Meter zeigt immerhin, dass Du Dich in dem Auto wohler gefühlt hast, als allein draußen in der Finsternis. ;)

    Grüße, roy (Rainer)

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  2. Rainer, gegen Ladas an sich habe ich ja gar nichts einzuwenden, aber mit SO einer abgewrackten Kiste sind meine Eltern nie gefahren. Und da waren die Klassiker Ente, Käfer, R4 und Fiat 128 dabei.
    Ist Dir der Gartenstuhl aufgefallen, mit dem der Fahrersitz geflickt wurde? Das scheint dort übliche Praxis zu sein, ich hab's jedenfalls oft gesehen.
    LG, Uwe

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  3. Ah, Lada, danke für den Hinweis.

    Ist ja gut ;) Zugegeben, als unsere Eltern mit diesen Modellen unterwegs waren, waren die Autos um einiges neuwertiger. (keine 40 Jahre alt und keine 999.000km auf der Uhr)

    Aber sorge Dich nicht, Ladas sind für die sibirische Tundra gebaut und einfach zu reparieren. Tüdelst Du ein bisschen Draht dort, ein bisschen Blech hier... *ggg* Das kriegen die Südamerikaner prima hin. ;)

    Der Gartenstuhl ist mir aufgefallen. Ich fragte mich schon, was das soll. Dass der Sitz durch ist, kann ich auf dem Bild nicht erkennen. Die Methode wundert mich etwas, denn die südamerikanische Gattin kann bestimmt auch super tolle bunte scheckige Sitzpolster nähen. Kann natürlich sein, dass der südamerikanische Gatte nicht unbedingt auf das Design steht, das dabei rauskommt. :)

    Grüße, roy

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