6.4.2009: Salar de Uyuni

120°-Panorama am Salzsee von Uyuni; in der Ferne geht ein Gewitter über den 6000'ern nieder.

Weiter geht's, wir lassen La Paz hinter uns mit einem Nachtbus mit spärlich komfortablen Sitzen, die wenigstens um einiges mehr geneigt werden können, als im Flugzeug üblich. Irgendeiner kommt nach Anbruch der Dunkelheit, als die meisten schon anfangen zu schlummern, auf die beknackte Idee, einen der Busfahrer darum zu bitten, den Fernseher / DVD-Player anzuschalten. Das Ergebnis der Bemühungen des Beifahrers ist ein lautes, nervendes Quietschen in den Lautsprechern im ganzen Bus, das direkt mit der Drehzahl des Motors zusammenhängt - da hat wohl einer vergessen, eine Drosselspule einzubauen...
Nach zehn Minuten erfolgloser Fummelei am immer noch dunklen Fernseher fällt dem Beifahrer die perfekte Lösung des Dilemmas ein: Er schaltet einfach alle Lichter im Bus aus, sollen die Leute doch mal schlafen statt fern zu sehen. Alle Lichter schloss übrigens das Licht auf der Bordtoilette mit ein, so durften die Fahrgäste während der Nacht dann im Stockfinsteren ihre Notdurft erledigen. Was auch sein Gutes hatte, denn schließlich war da noch das Fenster in der Toilette, ohne Milchglas mit perfektem Blick von der Straße direkt auf den Allerwertesten des Toilettenbenutzers. ;-)
Der Rest der Fahrt war dann nicht ganz so amüsant: Sie dauerte knapp 11 Stunden, wovon die erste Hälfte der Distanz in gut drei Stunden erledigt war. Bereits diese Zeitangabe ließ Rückschlüsse auf den Zustand des weiteren Straßenverlaufs zu. Wahrscheinlich war es gut, daß in dunkler Nacht die Straße nicht erkennbar war, vielleicht wäre sie es bei Tag ja auch nicht gewesen. Jedenfalls wurden wir alle tierisch durchgeschüttelt, und streckenweise schwankte der Bus so stark nach links und rechts, daß es nicht unwahrscheinlich schien, daß er sich gleich ganz auf die Seite legen würde.
Viertel vor 6 Uhr morgens erreichten wir dann endlich Uyuni und konnten aus dieser Knochenmühle aussteigen. Gleich darauf belagerten uns auch schon die ersten Angestellten diverser Reiseagenturen, die Fahrten rund um den Salzsee anboten.

An der Oberfläche formt sich das Salz zu großen Sechsecken

Wie es das Schicksal mal wieder so wollte, lernten wir bereits im Bus ein Pärchen kennen, die die gleiche Route vorhatten und dafür auch gerne eine Tour von vier Tagen machen wollten. Zwei bis drei Tage sind das Standardprogramm in Uyuni, aber nach einigem Suchen fanden wir eine Agentur ("Tours Lipez"), die auf diese Anforderungen gut vorbereitet war. Mit Ed aus England stieß noch ein fünfter Reisender zu uns, der ebenfalls noch auf der Suche nach Leuten für eine Vier-Tage-Tour war. Und so machten wir die Planung und den Preis für unsere Tour mit einem neuen Jeep (Toyota RAV4), Fahrer/Guide und Köchin klar. Die beiden, Ruben und "Nena", sollten sich als eine gute Wahl erweisen, auch wenn es für mich bedeutete, Rubens Ausführungen auf Spanisch der Gruppe nach Englisch und Deutsch zu übersetzen. Aber so kam ich wenigstens zur gewünschten Praxis meiner Sprachkenntnisse.
Los ging die Fahrt um 10 Uhr (nach Südamerikanischer Lesart pünktlich um 10:40), zunächst zu einem Friedhof von Dampflokomotiven, die in Uyuni zurück gelassen wurden, als die Minenarbeit in der Gegend an Bedeutung verlor. Heute arbeiten die meisten Menschen hier rund um den Tourismus, und mittlerweile kämpfen 80 Tourveranstalter um die Gunst der Reisenden.
Nach einem kurzen Merchandising-Stop in einer Minenarbeiter-Siedlung erreichten wir dann schlagartig den Ostrand der größten Salzwüste der Welt! Über diese Salzfläche, die etwa 20 mal größer als der Bodensee ist, kann man stundenlang mit dem Auto gleiten und könnte dabei meinen, man flöge über die Oberfläche eines fremden Planeten.
Zwischendurch machten wir einen Stop zum Mitagessen in der Nähe des sogenannten Salzhotels, einem Gebäude, das mit Salzblöcken anstelle von Ziegelsteinen erbaut wurde. Es ist nicht offiziell in Betrieb, da ohne Genehmigung in einem Naturpark erbaut, dennoch wird innen Ausschank betrieben und Geld für Fotos der Innenräume verlangt, was man als ökologisch korrekter Reisender allerdings boykottieren sollte.

Der Vulkan Tunupa, ein heiliger Berg der Aymara. An der rechten Flanke fällt ein rotes Quinoa-Feld ins Auge, die Halbinsel ist also bewirtschaftet.

Weiter ging die Fahrt über Millionen aneinanderhängender Sechsecke aus Salz in Richtung des Nordrandes, wo wir am Fuß des Vulkans Tunupa in einem einfachen Hostel aus Salz (mit Baugenehmigung!) übernachten sollten. Hier zeigte sich bereits die Abgeschiedenheit dieser Gegend, die uns in den kommenden vier Tagen noch beschert sein sollte: Internet? Mobilfunk? Telefon? Alles Fehlanzeige. Mit etwas Glück ist man vielleicht an einem Ort mit Kurzwellenfunk, aber das ist auch schon das Ende der Fahnenstange.


Die Einfahrt zu der Ortschaft Tahua am Fuße des Vulkans

Nach einer vorzüglichen Hausmannskost, die von unserer Köchin zubereitet wurde, hatten wir noch einige Zeit bis zum Sonnenuntergang, um die nähere Umgebung zu erkunden und die wundervollen Farben des Abendrots über der Salzfläche zu genießen. Das alles noch garniert mit einem weißen Flamingo, der in dem Wasser am Rand der Salzfläche nach Fressen suchte, war schon reif für eine kitschige Postkarte. ;-)

Abendstimmung am Rand der Salzfläche; hier gibt es noch etwas Wasser, sehr zur Freude des Fotografen!

Der Moond ist aufgegaaaangen...

Am nächsten Morgen sollte es wieder früh 'rausgehen, was eine gute Gelegenheit war, den Strom, der von einem Generator von 19-21 Uhr geliefert wurde, zum Laden des Kamera-Akkus an der einzigen, öffentlichen Steckdose des Hauses zu nutzen. Also: Ab in die Falle auf eine durchgelegene Matratze, morgen bei Sonnenaufgang geht es auf den Vulkan hinauf!

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