7.4.2009: Noch mehr Salar de Uyuni

Heute war wieder sehr früh Aufstehen angesagt, denn wir wollten zum Sonnenaufgang am Krater des Volcán Tunupa sein.
Geplant war: Frühstück um 5:00 Uhr, dann Aufbruch mit dem Jeep bis zum Beginn des Wanderweges nach oben um 5:30 Uhr. Wie das so ist, wenn man mit einer Gruppe unterwegs ist, haben wir es dann nicht ganz so früh geschafft. Was vielleicht gar nicht verkehrt war, denn als wir nach sechs Uhr aufbrachen, war es immer noch relativ dunkel, so dass wir auf dem holprigen Weg nach oben leicht hätten fallen können.
So erlebten wir dann den Sonnenaufgang auf dem Weg nach oben, wobei wir uns zwischendurch immer wieder umdrehten, um das sich minütlich verändernde Farbspiel auf der schier endlosen, weißen Fläche zu bewundern. Was nebenbei auch der bei über 4000m recht knappen Puste zugute kam.

Salar de Uyuni, bei Sonnenaufgang vom Vulkan Tunupa aus betrachtet.
Im Licht Mitte links die kleine Isla Incahuasi, die Berge dahinter sind etwa 80 km entfernt.


Bis zu einem Steinhaufen sollten wir gehen, hatte unser Fahrer Ruben gesagt. Im Touristen-Tempo dauerte es dann auch etwa anderthalb Stunden, bis wir diesen Steinhaufen erreichten, von dem aus sich ein eindrucksvoller Blick auf den farbenfrohen Kraterrand des Vulkans bot. Noch war die Luft sehr kalt und der Schnee auf den Spitzen des Kraters passte gut ins Bild, aber die inzwischen herausgekommene Sonne begann uns bereits zu wärmen.
Ein paar von unserer Gruppe waren voller Eifer den Krater zu erreichen und marschierten weiter aufwärts. Ein Stück weiter weg vom Steinhaufen ging ich auch, allerdings zog ich es dann vor, die traumhafte Aussicht lieber in Ruhe von dort aus zu genießen. Die Eifrigen bemerkten übrigens nach einer weiteren Stunde Wegs, daß der Krater - wie so oft in den Bergen, wenn Vergleichsgrößen fehlen - noch wesentlich weiter entfernt war, als es vom Steinhaufen aus schien.

Blick auf den eindrucksvollen Kraterrand des Tunupa aus etwa 4500m

Der weitere Plan sah vor, daß wir uns unten im Hostel zum Mittagessen treffen und danach etwa ins Zentrum des Salar zur Isla Incahuasi (auch Isla Pescado genannt) und von dort weiter nach Süden fahren. Ohne Jeep war es ein deutlich längerer Weg nach unten, also brachen wir gegen halb Zehn auf und stiegen zwischen Steinmauern, Lamas, Kakteen und Feldern von rotem Quinoa ab.
Nach dem (leckeren!) Mittagessen sausten wir im Tiefflug auf direktem Wege zur Isla Incahuasi, die tatsächlich wie eine Insel inmitten eines Meers aus reinem Salz liegt. Neben massenweise Tagesausflüglern fanden sich dort vor allem riesige Kakteen, teils bis zu zwölf Meter hoch und geschätzte 1200 Jahre alt. Außerdem gab es von der Spitze der Insel einen traumhaften Ausblick rund um den Salzsee mit einer Sichtweite von etwa 80 Kilometern!

360°-Panorama rund um die Isla Incahuasi


Die Kakteen erreichen hier Höhen zwischen acht und zwölf Metern

Nach etwa anderthalb Stunden Verweildauer stiegen wir wieder in unseren Jeep und fuhren gen Südwesten, wo wir am Rand des Salar noch ein letztes Mal auf der Salzfläche pausierten. Dort ist die Salzdecke nur noch wenige Zentimeter dick und wird durch den darunter liegenden, schlammigen Boden in unregelmäßigen Abständen immer wieder aufgebrochen, was den Eindruck einer Mondlandschaft noch verstärkt. Aus den herausgebrochenen "Salzbrettern" lassen sich übrigens nette, kleine Kunstwerke basteln. Das inspirierte uns dazu, ein Salz-Kartenhaus zu bauen und für die Nachwelt - wenigstens bis zur nächsten Regenzeit - stehen zu lassen.

Am Rand der Salzfläche


Ein Kartenhaus aus Salz!

Unsere beiden Begleiter Ruben und Nena vergnügten sich ebenfalls wie die Kinder mit dem Konstruieren bizarrer Objekte, aber bei der Fertigstellung des Kartenhauses drängte Ruben auf die Weiterfahrt, da wir noch einiges an Strecke zu bewältigen hatten, bevor wir unsere Schlafstatt erreichen sollten. Zudem standen noch zwei Grotten auf dem Plan, darunter die so genannte "Galaxy Cave". Diese Höhle wurde erst 2001 entdeckt, nachdem eine große Dürre viele Menschen aus dieser Gegend vertrieben hatte und zwei Männer versuchten, in einer der Höhlen Mumien zu finden, um den Tourismus in dieser Gegend anzulocken. Dabei stießen sie zwar auf keine Mumien, dafür aber auf eine kleine Höhle, in der Korallen und Algen nach dem Abfließen des Wassers vor Tausenden Jahren versteinert zurück blieben. Auch hier boten sich wiederum Anblicke wie aus einer anderen Welt. So etwas hatte noch keiner aus unserer Gruppe gesehen! Um die Höhle herum standen etliche angeblich versteinerte Kakteen, die mich eigentlich mehr an die Röhrenschwämme erinnerten, die ich erst vor kurzem unter Wasser gesehen hatte.

Blick an die Decke der "Galaxy Cave"

Inwzischen war es Abend geworden und Zeit, unser Hotel für diese Nacht aufzusuchen. Es sollte diesmal tatsächlich die Qualitäten eines Hotels haben - wenigstens architektonisch, denn in Bolivien scheinen Hotelangestellte ihre Kasse aufzubessern, indem Handtücher und Toilettenpapier und warme Duschen separat verkauft werden. Dafür war es geräumig, hell und nett eingerichtet und überdies nahezu komplett aus Salz, einschließlich der Tische, Stühle, Böden und Betten! OK, die Matzratzen waren noch aus Stoff... :-)


...und ein Hotel aus Salz!

Es erwartete uns noch einer der schönsten Sonnenuntergänge meiner Reise, den alle andächtig schweigend bewunderten. Nach einer weiteren, leckeren Mahlzeit, die unsere Köchin Nena zubereitet hatte (wer kann schon von sich behaupten, daß Nena für ihn gekocht hat?), kamen noch vier Kinder aus dem nahen Dorf vorbei, um uns für Leckerli und Kleingeld ein paar Lieder und Tänze (naja, Bewegungen) darzubieten. Der Generator lieferte noch für eine gute Stunde Strom, so konnten die Akkus für den nächsten Tag wieder aufgeladen werden. Am Ende eines perfekten Tages sanken wir schnell und glücklich in den Schlaf.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen