5.4.2009: Come to Mañana Country

Lange habe ich darauf gewartet, diesen Titel noch anbringen zu können, aber die "Mañana-Mentalität" hat erst sehr spät richtig zugeschlagen:
Da es uns beiden in Puno nicht besonders gefiel und außerdem als besonderes Highlight bei langsam knapper Restzeit noch der größte Salzsee der Welt auf dem Plan stand, war nach einem Tag schon wieder Aufbruch angesagt.

Abschied vom Titicacasee; Boote im Abendlicht

Gesagt, getan: Ein Besuch am Busbahnhof brachte ein Busticket nach La Paz in Bolivien als Zwischenstation nach Uyuni ein. Der Bus sollte laut Auskunft am Schalter "in jedem Fall pünktlich" um 14:30 Uhr abfahren. Es war etwa 10:45, also blieb noch etwas Zeit, um den See zu genießen. So fuhren wir zum Hafen und suchten uns ein Boot, daß uns auf eine Rundfahrt mitnehmen sollte. Ein Bootsmann bot seine Dienste an, es sollte für zwei Stunden zu den schwimmenden Inseln der Uros gehen. Die Uros sind ein Urvolk, das schon vor den Inka auf selbst gebaute Inseln aus Schilfrohr flüchtete und sich diese Lebensart bis heute bewahrt hatte (s. auch meinen vorigen Artikel). Das klang hoch interessant, und die angegebene Zeit der Rückkehr ließ auch noch genug Spielraum, um das Gepäck vom Hotel abzuholen und anschließend zum Busbahnhof zu fahren.

Wäre da nicht die Unschärfe in den südamerikanischen Zeitangaben...

Jedenfalls stand es noch auf dem Plan, eine weitere Insel zu besuchen, doch als wir diese erreichten, waren es nur noch 15 Minuten bis zur geplanten Ankunftszeit im Hafen. Das konnte nicht gut gehen. Und da dann erst einmal alle Touris brav dort ein Mittagessen kaufen sollten und auch der Bootsmann seine Provision in Form einer Forelle verspeisen wollte, wurde es später und später, und wir sahen unsere Felle davonschwimmen bzw. unseren Bus davon fahren.
Ein wenig sanfter Druck auf den Käpt'n sorgte dann wenigstens dafür, daß wir gegen 14 Uhr aufbrachen und mit erhöhter Geschwindigkeit auf den Hafen zusteuerten. Von Bord gingen wir dann um 14:17 Uhr, in der Gewissheit, daß der Bus keinesfalls mehr erreichbar war.

Wäre da nicht die Unschärfe in der südamerikanischen Pünktlichkeit...

Wir wollten wenigstens den nächsten Bus bekommen und rannten daher in Richtung Taxistand, was nach bereits 20m auf 3600m Höhe zu Herzrasen und Hecheln führte... Ein Taxi bekamen wir allerdings, und der Fahrer gab auch sein Bestes, uns mit maximaler Geschwindigkeit durch die Straßen Punos zu katapultieren. Etwa 14:45 Uhr kamen wir am Busbahnhof an, und - siehe da: Der Bus hatte noch auf uns gewartet! Wenigstens einmal war ich über den lockeren Umgang mit der Zeit auf diesem Kontinent richtig happy. So ging es also los, am Südrand des Titicacasees entlang, zur Grenze von Bolivien, wo wir dann in einen anderen Bus umsteigen sollten.

Kurz nach dem Grenzübertritt zu Bolivien bei Copacabana

Der Bus von Puno nach Copacabana in Bolivien war auch wie versprochen ausgestattet - allerdings hatte die Frau am Ticketschalter wohlweislich nichts über den bolivianischen Bus von Copacabana nach La Paz berichtet... er stellte sich als ziemlicher "Chicken Bus" heraus, und die "höchstens 15 Minuten Umsteigezeit" wuchsen sich auch zu einer Stunde aus, bis endlich genug Leute zugestiegen waren, damit sich die Fahrt auch richtig lohnte. Natürlich wurden auch noch unterwegs diverse Leute aufgelesen und abgesetzt.

Auch die Route war recht spannend und ebenfalls nicht so direkt, wie vollmundig angekündigt. Sie führte an einer Stelle am See vorbei, wo man mit Booten übersetzen musste, während der Bus mit einem großen Floß getrennt verschifft wurde. Das war zwar sehr nett, weil bei der inzwischen angebrochenen Nacht das Kreuz des Südens und die Milchstraße hervorragend zu sehen waren, in die ursprüngliche Zeitplanung passte das aber kein Bißchen.

Zu guter Letzt erreichten wir dann La Paz gegen 23:30 Uhr, etwa 4 Stunden nach der angekündigten Ankunftszeit, fanden zum Glück alsbald eine angenehme Bleibe, denn an eine Weiterfahrt nach Oruro (Richtung Uyuni) war jetzt nicht mehr zu denken.

La Paz

Die einzigen Verbindungen nach Uyuni am Salzsee sind wahlweise per Zug ab Oruro oder mit dem Nachtbus ab La Paz. Ersteres soll zwar wesentlich komfortabler sein, dafür hat man aber das Risiko, im ersten Anlauf kein Ticket vor Ort zu bekommen und dann noch einen Tag in Oruro fest zu hängen. Also war der Entschluss schnell gefasst: Es geht mit dem Nachtbus (planmäßig 13 Stunden lang) nach Uyuni.
Die Agentur, die den komfortabelsten Nachtbus mit Kojen betreibt, hatte leider keinen Schalter am Busbahnhof, und das Stadtbüro war am Sonntag geschlossen. Also mussten wir uns mit der nächstbesten Option begnügen und mit "Buses Omar" fahren. Start war um 19 Uhr, also blieb noch fast der ganze Tag, um La Paz ein wenig zu erkunden.
Dabei blieben jedoch nicht viele positive Erinnerungen hängen. Dabei ist die Lage der Stadt schon spannend: an und auf die umgebenden Hügel gebaut, weiträumig umgeben von schneebedeckten Sechstausendern. Vor ein paar Jahrzehnten muß die Stadt auch schillernd gewesen sein, vielleicht sogar ein wenig wie Havanna auf Kuba. Von diesem Glanz ist heute allerdings wenig übrig geblieben, und unser erster Eindruck war von Müllhaufen auf den Straßen, in denen Hunde und Menschen wühlten, geprägt. Kein guter Start.

Es soll ja Leute geben, denen diese Stadt gefällt...


...wäre es häufiger so wie hier, könnte ich sie vielleicht noch verstehen.

Viele Chancen bekam die Stadt dann auch nicht mehr von uns. Nach Mittagessen und Einkaufen für die Fahrt war noch etwas Bloggen im Hotel angesagt, dann ging es auch schon zum Bus.
Und diese Busfahrt sollte die bislang schlimmste meines Lebens werden: Ohne Ende Buckelpisten, Schwanken des Busses nach links und rechts, daß man befürchten musste, er würde umkippen (was tatsächlich öfters mal entlang dieser Strecke passieren soll), relativ enge Bestuhlung - eine echte Knochenmühle, also. Aber ein ganz großes Naturwunder wartete auf mich, also hieß es: Zähne zusammenbeißen und durch!

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