9.4.2009: Geysire, Wüste und Salvador Dalí

Heute sollte wieder ein Rekord im Frühaufstehen aufgestellt werden: 4:30 Uhr war Aufbruchszeit, da der Jeep heute noch eine Tour von etwa 12 bis 13 Stunden und geschätzten 600 km vor sich hatte. Dies betraf zwar nur einen aus unserer Gruppe, der wieder zurück nach Uyuni wollte, aber natürlich mussten wir uns auf ihn einstellen. Dafür versprach uns Ruben, unser Fahrer, daß wir sehr früh an den heißen Quellen sein werden, wenn es dort noch schön ruhig ist. Das klang gut, schließlich hatten wir alle Bedarf nach heißem Wasser, zumal es in unserer jetzigen Unterkunft auch keine Möglichkeit zu duschen gab - was man morgens auch an der Luft in unserem Zimmer merkte.

Was dampft denn da?

Unglaublicherweise schafften wir es alle, rechtzeitig wach und im Jeep zu sein. Das war dieses mal auch nicht so schwer, immerhin schliefen wir alle fünf im gleichen Zimmer, so daß nicht welche im anderen Zimmer verschlafen konnten. Und so verließen wir die Laguna Colorada, auf die ich gerne noch einmal einen Blick im Morgenlicht geworfen hätte, bei fast völliger Dunkelheit, um schließlich auch noch deutlich vor Sonnenaufgang an den Geysiren von "Sol de Mañana" ("Morgensonne") anzukommen. Bei der Ankunft auf 4850 m war die Morgensonne selbst noch nicht da, dafür waberten gespenstische Dämpfe über einer Kraterlandschaft im Morgengrauen. Je näher wir den Dampfwolken kamen, um so lauter wurde das Zischen eines einzelnen Geysirs, das den Motor unseres Jeeps übertönte.


Aaah, Geysire!
Dieses Geschoss hier erreicht je nach Tagesform 10 bis 50 m Höhe.


Dann stand sie vor uns - die im Vorfeld häufig erwähnte Fumarole des Geysirs von Sol de Mañana, kraftvoll senkrecht emporschießend und laut zischend, so daß man den Lärm in direkter Nähe kaum aushalten konnte. Allerdings wollte ich es mir nicht nehmen lassen, einmal persönlich zu testen, wie heiß denn der Dampf ist, der an dieser Stelle aus dem schmalen, übrigens von Menschen gebohrten Loch austritt. Nun, in 1,50 m Höhe ist es jedenfalls schon wieder angenehm warm, besonders, wenn die Umgebungstemperatur am frühen Morgen noch unterhalb des Gefrierpunktes liegt!
Aber auch in der näheren Umgebung gab es noch einiges zu entdecken: Angefangen bei dem von verschiedenen Mineralien eingefärbten Ascheboden, darin etliche, teils mannsgroße Schlammlöcher, in denen es kochte und brodelte und aus denen gelegentlich auch heißer, grauer Schlamm ausgeworfen wurde. Ein etwas zu neugieriger Besucher machte einen schönen Sprung rückwärts, als im der heiße Schlick entgegenflog!
Ruben erklärte uns bedeutungsvoll, daß wir uns direkt auf einem aktiven Vulkan bewegen würden und daß in der näheren Umgebung an etlichen Stellen glühende Lava beobachtet werden könnte. Dann mahnte er uns zur Weiterfahrt nach Aguas Calientes ("heiße Wasser"), wo wir am Rande einer Lagune im heißen Wasser baden könnten und dort auch unser Frühstück zu uns nehmen würden.

Willkommen auf einem aktiven Vulkan!
Diesen brodelnden Schlammassen sollte man nicht allzu nahe kommen.
Spannende Bilder bei Tageslicht gibt es bei flickr oder Wikimedia.

Gesagt, getan, weiter ging es auf Staub- und Steinpisten, mit dem Licht der aufgehenden Sonne zu unserer Linken. Hier verpasste ich auch eine Fotogelegenheit, die ich wohl nie vergessen werde; nicht, weil ich mich über die verpasste Gelegenheit ärgere (ich wollte auch nicht zum x-ten Mal den Jeep stoppen lassen), sondern weil ich mir stattdessen das Bild eingeprägt habe: Auf einer schnurgeraden Piste leicht abwärts rollend, blicken wir auf farbige Berge (ein wenig wie im unteren Bild), zu deren Fuß eine Lagune liegt. Dabei werfen selbst die kleinsten Steine lange Schatten durch die noch sehr tief stehende Sonne, und die Piste selbst ist durch die Schatten der kleinen Erdwälle an den Seiten noch komplett dunkel, so daß der Blick des Betrachters in den vollen Genuß der schon beleuchteten Berge und der Lagune kommt.
Auch wenn die Straße zu den heißen Quellen leicht abfiel, so waren wir bestimmt noch auf 4800 Metern Höhe, und da sich Isabelle "etwas eingefangen" hatte, hatte ihr Körper schwer damit zu kämpfen - immerhin ist der Partialdruck des Sauerstoffs in dieser Höhe nur noch bei 40% dessen in Meereshöhe. Und so beschränkte ich mich statt zu baden darauf, meine schwächelnde Patientin mit Coca-Tee, Coca-Cookies und Zuspruch zu versorgen.

Die "Salvador Dalí"-Wüste. Die Bezeichnung liegt nicht so fern, oder? Vergrößern!

Nach dem Frühstück war die Lage ein wenig besser, so daß wir wieder beide die bizarre Schönheit der vorbeirauschenden Landschaft einigermaßen genießen konnten, so z.B. der "Salvador-Dalí-Wüste", einer Steinwüste, die von vielfarbigen Bergen gesäumt ist. Es hätte mich wenig verwundert, wenn jetzt noch ein paar langbeinige Elefanten durchs Bild marschiert wären...
Wieder lag in etwa eine Stunde Fahrt vor uns, bei der es inzwischen wieder bergauf ging, zum Höhenrekord meiner Reise: 5020 Meter. Dort liegen direkt nebeneinander die Laguna Blanca sowie die weitaus interessantere (und bekanntere) Laguna Verde, die Ihren Namen aufgrund der Färbung durch den hohen Magnesiumgehalt bekommen hat. Nach Angaben unseres Fahrers bedarf es allerdings des Windes, um durch Verwirbelung im Wasser die grüne Farbe richtig sichtbar zu machen. Andere Quellen behaupten, daß die Färbung vom Stand der Sonne abhänge. Wie dem auch sei, die Bedingungen waren nur für ein leichtes Smaragdgrün vorhanden, nicht ganz so, wie ich es vorher auf manchen Fotos gesehen hatte. Aber was ist in Zeiten von Photoshop schon noch echt? Jedenfalls ist mir auch dank Photoshop eine schöne Panoramaaufnahme gelungen, die die 3,7 x 2,3 km große Lagune in ihrer vollen Ausdehnung zeigt.

Die Laguna Verde (grüne Lagune) auf 5020 Metern. Ein Hauch von Smaragdgrün ist im Wasser schon zu erkennen. Unbedingt durch Anklicken vergrößern!

Auf dem Vulkankegel, der hinter der Lagune auf etwa 6000m ansteigt, befindet sich übrigens noch ein Kratersee, der ebenfalls grün gefärbt ist und daher einige unverwüstliche Bergwanderer anzieht. Mich vielleicht auch beim nächsten Mal... ;-)
Es blieb uns eine halbe Stunde, um über diese traumhafte Landschaft zu meditieren, dann war wieder Weiterfahren angesagt. Nun nahte leider das Ende unserer Tour, es ging noch ein wenig gen Südwesten, bis wir an einen Grenzposten kamen, an dem wir von unserem Jeep auf einen Kleinbus umsteigen sollten, der uns nach San Pedro de Atacama in Chile bringen würde.
Wir sammelten noch ein stattliches Trinkgeld für unsere zwei lieben Begleiter, verabschiedeten uns von ihnen mit einer Umarmung, holten uns noch unseren Ausreisestempel in einem kleinen Verhau und bestiegen den Kleinbus in die Atacama-Wüste.
Es ging schnell bergab, und mit der abnehmenden Höhe nahm auch Isabelles Verfassung wieder sichtlich zu. Nach wiederum einer guten Stunde Fahrt, auf der wir wehmütig zurück aber auch interessiert nach unten ins wüste Tal schauten, erreichten wir den Rand von San Pedro de Atacama, offiziell einer Oase in der trockensten Wüste der Welt. Der paranoide chilenische Zoll sorgte noch für einige Wartezeit, da hier aufwendig jedes Gepäckstück nach Agrarprodukten durchsucht wurde - nicht nur stichprobenartig. Dann durften wir weiter ins Innere der schnuckeligen Stadt in der Wüste. Hier wirkte es gleich wieder recht aufgeräumt und freundlich, viele Hippies waren anzutreffen, entsprechende Shops und Cafés waren im Ortskern zu finden, und so ließen wir uns auch zum Mittagessen in einem feinen Lokal nieder, bevor es anschließend mit einem Linienbus durch die Wüste nach Calama weitergehen sollte, von wo aus uns noch an diesem Abend ein Flugzeug nach Santiago de Chile bringen sollte.

Blick über die trockenste Wüste der Welt, die Atacama-Wüste in Chile, zu den schneebedeckten Bergen - u.a. dem Ollagüe, den wir gestern erst von der anderen Seite betrachtet hatten.

Der bequeme, nur leider nicht klimatisierte Bus brachte uns sicher in - ratet mal! - etwa anderthalb Stunden nach Calama, wo wir praktischerweise in einer Straße voller Friseurläden abgesetzt wurden. Dieses Zeichen nutzten wir beide, um uns äußerlich schon mal wieder in die Zivilisation einzugliedern. Unsere beiden Schnitte (Waschen, Schneiden, Fönen) kosteten zusammen etwa sieben Euro (!) und wurden von einem jungen Ehepaar bolivianischer Herkunft durchgeführt, die sich natürlich sehr für unsere Eindrücke von der soeben beendeten Tour interessierten.
Mit dem Taxi ging es dann zum Flughafen von Calama, wo ich einen günstigen Flug für den späten Abend ergattern konnte. Beim Warten auf den Abflug schlief ich beinahe ein, es lagen ja auch schon 19 wache und ausgefüllte Stunden hinter mir! Es folgte ein schöner Nachtflug in Küstennähe mit Zwischenstop in Antofagasta, und der Kreis meiner Reise schloß sich dann wieder im "Hotel Paris" in Santiago. Morgen wollte ich Isabelle noch etwas von der Stadt zeigen, aber erst einmal war ein guter und fester Schlaf angesagt!

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