31.3.2009: Machu Picchu, Valle Sagrado

Bislang habe ich oft die Bilder sprechen lassen, wenn ich keine Worte gefunden hatte, um meine Erlebnisse zu beschreiben. Diesmal reichen weder Worte noch Bilder aus.
Viele Menschen würden mich jetzt nicht gerade als den sentimentalen Typ beschreiben, vielleicht kann ich daher am besten erklären, wie schön die Gegend um Cusco und das heilige Tal ist, dass es mir vor Ergriffenheit die Tränen in die Augen getrieben hat. Erhebende Gefühle beim Anblick der Natur hatte ich schon häufiger, aber die Eindrücke auf der Fahrt mit dem Bus nach Ollantaytambo und anschliessend mit dem Zug durch das heilige Tal nach Aguas Calientes alias Machu Picchu Pueblo gingen besonders tief unter die Haut.

Auf dem Weg von der Hochebene von Cusco ins heilige Tal; Wolken sind sowohl über als auch unter uns.

Bei der Gelegenheit kann ich künftigen Reisenden nur empfehlen, den Zug nicht direkt aus Cusco zu nehmen, sondern mit dem Bus bis nach Ollantaytambo zu fahren. Vielleicht bietet der Zug ja ähnliche Anblicke, die aus dem Bus möchte ich jedenfalls nicht missen.

Umsteigen in den Backpacker-Zug von Ollantaytambo nach Aguas Calientes. Die Dame im Vordergrund verkauft übrigens gekochten Mais, der sehr lecker schmeckt und von den Peruanern als der beste Mais der Welt angepriesen wird.
Nach 1,5 Stunden Bus- und weiteren 1,5 Stunden Zugfahrt erreichen wir den Ort Aguas Calientes in der Nähe der Ruinen von Machu Picchu. Unterwegs boten sich noch Anblicke auf den Rio Urubamba und weitere Ruinen, die teilweise entlang des berühmten Inka-Trails liegen. Die Aussicht auf schroffe, komplett von Regen- und Nebelwald bewachsene Berge ist dabei besonders eindrucksvoll.

Blick auf Aguas Calientes vom nahe gelegenen Berg Putucusi


Aguas Calientes selbst ist kein besonders erwähnenswerter Ort. Im wesentlichen geht es hier darum, die Massen, die meist nur für eine Nacht dort bleiben, möglichst reibungslos und teuer abzufertigen. So unangenehm sich das anhört, kann ich doch nach dieser Reise einen Besuch des Machu Picchu dennoch unbedingt empfehlen!
Blick vom Gipfel des Putucusi auf Machu Picchu


Vorher will der Berg jedoch über einen steilen Pfad mit etwa 500m Höhengewinn bezwungen sein.
Am Tag nach der Ankunft war dann ein früher Aufbruch mit dem ersten Bus um 5:30 Uhr angesagt, um zu versuchen, den Sonnenaufgang oben in den Ruinen zu erleben. Hier hatte der Wettergott der Inka leider nicht mitgespielt - immerhin ist hier noch offiziell Regenzeit, daher war es noch neblig und stark bewölkt. Aber auch das macht einen ganz besonderen Reiz dieses Weltwunders aus, denn die von Wolken umspielten Berge betonen die besondere Magie dieses Platzes. Ausserdem ist man um diese Zeit noch verschont vor den Massen der Tagesausflügler, die ab 8 Uhr hereinströmen.
Die klassische Perspektive auf die Ruinen mit dem Gipfel des Huayna Picchu im Hintergrund



Lamas halten das kräftig grüne Gras in den Ruinen kurz

Im wesentlichen hatten wir aber schon Glück mit dem Wetter, denn die Sonne zeigte sich häufig im Verlauf des Tages. Zwischendurch zogen immer wieder Wolken und Nebelschwaden vorbei, und es regnete auch zeitweise, z.B. während des Aufstiegs auf den Huayna Picchu, von dem aus man eine hervorragende Sicht auf das Areal der Ruinen hat.

Netterweise waren die steilen und bei Feuchtigkeit glitschigen Stufen dann aber wieder grösstenteils abgetrocknet, als der Abstieg angesagt war. Während der ersten Hälfte des Abstiegs hatte ich noch einen aussergewöhnlichen Begleiter: Ein Schmetterling hatte Vertrauen zu mir gefasst und sich auf meinem Kopf und auch meiner Hand niedergelassen. Ihm schmeckte das Salz auf meiner Stirn (vom Schwitzen beim Aufstieg) so gut, dass er sich überhaupt nicht an meinen Bewegungen auf den Stufen störte. Beweisfotos liefere ich noch nach, die sind nämlich auf Isabelles Kamera.

Dies sollte eigentlich schon genug für einen Tag sein, aber als Schmankerl gab es in unserem Waggon auf der Rückfahrt mit dem Zug eine Alpaca-Modenschau durch die drei Zugbegleiter, die sich abwechselnd auf der Waggontoilette umkleideten. Irgendwie sind die Peruaner schon besonders lustig drauf...

Zu guter Letzt wurde die Nacht kalt und klar, so dass auf der Busfahrt nach Cusco die Milchstrasse gut zu erkennen war. Das war das Tüpfelchen auf dem i, denn schliesslich war sie ein wichtiges Symbol für die Inka, und der an Machu Picchu vorbei fliessende Rio Urubamba war für die Inka ein Spiegelbild der Milchstrasse.

Ob jetzt noch ein Reiseerlebnis diesen Tag übertreffen kann? Ich glaube es nicht, aber warten wir's ab! Nächste Station: Arequipa und der Cañon de Colca, auf der Suche nach Kondoren.

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