Viele Menschen würden mich jetzt nicht gerade als den sentimentalen Typ beschreiben, vielleicht kann ich daher am besten erklären, wie schön die Gegend um Cusco und das heilige Tal ist, dass es mir vor Ergriffenheit die Tränen in die Augen getrieben hat. Erhebende Gefühle beim Anblick der Natur hatte ich schon häufiger, aber die Eindrücke auf der Fahrt mit dem Bus nach Ollantaytambo und anschliessend mit dem Zug durch das heilige Tal nach Aguas Calientes alias Machu Picchu Pueblo gingen besonders tief unter die Haut.
Bei der Gelegenheit kann ich künftigen Reisenden nur empfehlen, den Zug nicht direkt aus Cusco zu nehmen, sondern mit dem Bus bis nach Ollantaytambo zu fahren. Vielleicht bietet der Zug ja ähnliche Anblicke, die aus dem Bus möchte ich jedenfalls nicht missen.
Im wesentlichen hatten wir aber schon Glück mit dem Wetter, denn die Sonne zeigte sich häufig im Verlauf des Tages. Zwischendurch zogen immer wieder Wolken und Nebelschwaden vorbei, und es regnete auch zeitweise, z.B. während des Aufstiegs auf den Huayna Picchu, von dem aus man eine hervorragende Sicht auf das Areal der Ruinen hat.
Netterweise waren die steilen und bei Feuchtigkeit glitschigen Stufen dann aber wieder grösstenteils abgetrocknet, als der Abstieg angesagt war. Während der ersten Hälfte des Abstiegs hatte ich noch einen aussergewöhnlichen Begleiter: Ein Schmetterling hatte Vertrauen zu mir gefasst und sich auf meinem Kopf und auch meiner Hand niedergelassen. Ihm schmeckte das Salz auf meiner Stirn (vom Schwitzen beim Aufstieg) so gut, dass er sich überhaupt nicht an meinen Bewegungen auf den Stufen störte. Beweisfotos liefere ich noch nach, die sind nämlich auf Isabelles Kamera.
Dies sollte eigentlich schon genug für einen Tag sein, aber als Schmankerl gab es in unserem Waggon auf der Rückfahrt mit dem Zug eine Alpaca-Modenschau durch die drei Zugbegleiter, die sich abwechselnd auf der Waggontoilette umkleideten. Irgendwie sind die Peruaner schon besonders lustig drauf...
Zu guter Letzt wurde die Nacht kalt und klar, so dass auf der Busfahrt nach Cusco die Milchstrasse gut zu erkennen war. Das war das Tüpfelchen auf dem i, denn schliesslich war sie ein wichtiges Symbol für die Inka, und der an Machu Picchu vorbei fliessende Rio Urubamba war für die Inka ein Spiegelbild der Milchstrasse.
Ob jetzt noch ein Reiseerlebnis diesen Tag übertreffen kann? Ich glaube es nicht, aber warten wir's ab! Nächste Station: Arequipa und der Cañon de Colca, auf der Suche nach Kondoren.
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